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| | Grisi Giulia | | soprano |  
| Sie entstammte einer musikalisch hochbegabten Familie. Ihr Vater war Offizier in der Napoleonischen Armee gewesen. Ihre Schwester Giuditta Grisi (1805-40) wurde eine berühmte Mezzosopranistin und war ihre erste Lehrerin; ihre Tante Giuseppina Grassini (1773-1850) war eine der großen Primadonnen ihrer Generation, die nicht weniger bekannte Tänzerin Carlotta Grisi und deren Schwester, die Sängerin Ernesta Grisi (1819-99), waren ihre Cousinen. Giulia Grisi wurde durch ihre Schwester, hauptsächlich aber durch ihre berühmte Tante unterrichtet, studierte außerdem in Bologna bei Giacomo Guglielmi und in Mailand bei Filippo Gugliena. 1828 erfolgte in Bologna ihr Bühnendebüt, noch im Mezzosopranfach, als Emma in Rossinis Oper 'Zelmira'. In der folgenden Saison hörte man sie, gleichfalls in Bologna, jetzt aber als Sopranistin, in den Rossini-Opern 'Der Barbier von Sevilla' und 'Thorvaldo e Dorliska', dann am Teatro Valle Rom in 'Giulietta e Romeo' von Vaccai und in der Oper 'Ezia' von Celli. 1829 hatte sie ihre ersten Erfolge in Mailand; 1831 erreichte sie die Mailänder Scala, an der sie in der Oper 'L'Ulla di Bassora' von Strepponi debütierte. Am 26.12.1831 sang sie an der Mailänder Scala dann in der Uraufführung von Bellinis Oper 'Norma' die Partie der Adalgisa. Die Titelrolle wurde durch Giuditta Pasta, eine der bedeutendsten Sängerinnen aller Zeiten, kreiert, so daß es sich um eine Aufführung von höchstem Rang gehandelt haben muß. Am 18.3.1832 wirkte sie an der Scala dann auch in der Uraufführung von Donizettis Oper 'Ugo conte di Parigi' mit. Da sie mit den Bedingungen, unter denen sie an der Scala auftreten mußte, unzufrieden war, die Verwaltung der Scala sie anderseits nicht aus ihrem Vertrag entlassen wollte, flüchtete sie 1832 nach Paris, wo ihre Schwester und der berühmte Komponist Rossini am Théâtre-Italien tätig waren. Als Antrittsrolle sang sie am Théâtre-Italien die Titelfigur in Rossinis 'Semiramide' unter dessen Leitung mit beispiellosem Erfolg. 1832-48 und 1856-58 durchlief sie nun in der französischen Metropole eine Karriere von unvorstellbarem Glanz. 1848 gastierte sie nochmals sehr erfolgreich in Neapel. Man bewunderte sie in erster Linie in Partien aus dem Bereich der Belcanto-Oper, in Werken von Rossini, Bellini und Donizetti. Am 25.1.1835 sang sie am Théâtre-Italien die Elvira in der Uraufführung der Oper 'I Puritani' von Bellini, zusammen mit dem berühmetn Tenor Giovanni Battista Rubini, dem Bariton Antonio Tamburini und dem Bassisten Luigi Lablache. Acht Monate später sang sie beim Begräbnis von Vincenzo Bellini in Paris ein 'Lacrimosa' nach der Melodie der Szene 'Credeasi misera' aus 'I Puritani'. Am Théâtre-Italien nahm sie auch an der Uraufführung der Oper 'I Briganti' von Saverio Mercadante teil (22.8.1836). Auch die Uraufführung von Donizettius komischer Oper 'Don Pasquale' am 3.1.1843 am gleichen Haus war glanzvoll: Giulia Grisi sang die Norina, der große Tenor Giovanni Mario den Ernesto und Antonio Tamburini und Luigi Lablache standen wieder auf der Bühne. Den Ernesto dieser Uraufführung, den Tenor Giovanni Mario (1810-83), mit dem sie erstmals 1839 in London zusammen gesungen hatte, heiratete sie, nachdem sie sich von ihrem ersten Ehemann, dem Grafen Gérard de Melcy, 1847 getrennt hatte. (Es kam zu einem unerfreulichen Prozess der beiden Eheleute, den die Sängerin verlor und ihrem Eheman 10 000 Francs bezahlen mußte. Dennoch konnte sie -- wahrscheinlich -- nicht eine formelle Ehescheidung und eine offizielle Heirat mit Mario erreichen). Giulia Grisi wirkte in Paris in einer Anzahl weitere Erstaufführungen und Premieren mit; am 7.1.1842 sang sie am Théâtre-Italien das Sopransolo in der Uraufführung des Stabat mater von Rossini. 1834 kam die große Primadonna erstmals nach London und hatte bei ihrem Debüt als Ninetta in Rossinis 'La gazza ladra' sogleich einen sensationellen Erfolg, der sich noch steigerte, als sie die Titelfigur in 'Lucrezia Borgia' von Donizetti gestaltete. Seitdem war sie in London bis 1861 während jeder Saison zu hören, ausgenommen der des Jahres 1842. Dabei feierte sie ihre Triumphe in den großen Belcanto-Opern, aber auch in Opern von Mozart und in denen des jungen Verdi. Hatte sie anfänglich am King's Theatre, später umbenannt in Her Majesty's Theatre, gesungen, so war sie später die große Diva der Covent Garden Oper. 1835 sang sie am King's Theatre in der englischen Erstaufführung von 'I Puritani' in der gleichen Besetzung, die die Pariser Uraufführung der Oper gehabt hatte, ebenso auch im Juni 1834 in der Premiere des 'Don Pasquale' am Her Majesty's Theatre. 1838 trat sie an diesem Haus auch in der Uraufführung der Oper 'Falstaff' von M.Balfe auf. Sie war die Lieblingssängerin der englischen Königin Victoria. 1849-50 bereiste sie Rußland und hatte vor allem an der Hofoper von St. Petersburg immense Erfolge zu verzeichnen. 1854-55 unternahm sie eine Nordamerika-Tournee, bei der sie u.a. im Castle Garden in New York die Lucrezia Borgia und an der New Yorker Academy of Music die Norma sang. Nach 1861 trat sie kaum noch auf; als sie 1866 am Her Majesty's Theatre London einen Versuch unternahm, in der Titelpartie von Donizettis 'Lucrezia Borgia' (die sie dort 1839 in der englischen Premiere gesungen hatte) ihre Karriere erneut aufzunehmen, endete dies mit einem Mißerfolg. Während eines Besuchs in Berlin zog sie sic eine Lungenentzündung zu, die zu ihrem plötzlichen Tod führte. -- Ihre Stimme wird als reich gebildet, vollendet schön und von größter Beweglichkeit geschildert; dabei war sie gleich hervorragend in der Bewältigung lyrischer wie dramatischer Passagen. Dazu bewunderte man immer wieder auf der Bühne ihre aparte Schönheit und ihre Kunst der Darstellung. So muß man sie zu den größten Sängerinnen ihrer Epoche wie aller Zeiten zählen.\n Lit: E. de Miccourt: 'Julia Grisi' (Paris, 1871); G.Tintori: 'La Grisi, Bellini e F.Romani' (Mailand, 1966); Th. Wilbert Beale: 'Mario and Grisi' (London, 1890, zwei Bände).\n |
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