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| Schaljapin Feodor | basso
[ 1873 - 1938 ]
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Nach einer entbehrungsreichen, freudlosen Jugend arbeitete er in verschiedenen Berufen, u.a. als Straßenkehrer und als Lastträger, sang aber auch in einem Kirchenchor. Er schloß sich dann 1889 in Ufa einer Operetten-Wandertruppe an, die Südrußland bereiste. Dieser Truppe gehörte auch der Dichter Maxim Gorki an, mit dem er freundschaftlich verbunden blieb. Er trat dann der Semjonow-Smarsky Operntruppe in Ufa bei. Wahrscheinlich hat er im Dezember 1890 bei dieser Truppe in Ufa als erste Opernpartie den Stolnik in "Halka" von Moniuszko gesungen. Weitere Auftritte mit dieser Gesellschaft fanden in Baku, Batum und Kutaisi statt. 1892 wurde seine Stimme durch den Tenor Usatow in Tiflis entdeckt und ausgebildet. 1893 debütierte er am Opernhaus von Tiflis (Tblissi) als Mephisto im "Faust" von Gounod. An der Oper von Tiflis studierte er in fünf Monaten 13 große Opernpartien ein. 1894 kam er nach St. Petersburg, wo er bei der Panayew-Gesellschaft Baß- und Baritonrollen sang und 1895 an der Hofoper (Marienskij Theater) als Bertram in "Robert le Diable" von Meyerbeer Aufsehen erregte. Der große Erfolg stellte sich ein, als er seit 1896-98 in Moskau an der Privatoper von S.J. Mamontow auftrat, wo er als Iwan Susanin debütierte und seinen ersten Boris Godunow sang. Seit 1899 hatte er dann auch an der Hofoper von Moskau eine glänzende Karriere. In Moskau sang er mit triumphalen Erfolgen Partien wie den Iwan Susanin in Glinkas "Ein Leben für den Zaren", den Boris Godunow, den Holofernes in "Judith" von Serow und als Salieri in der Uraufführung der Oper "Mozart und Salieri" von Rimsky-Korssakow (7.12.1899 mit der Mamontow-Truppe am Solodownikow Theater). 1899 heiratete er die italienische Tänzerin la Tornaghi (Giulia Tornaghi-Le Presty, ?1913); aus dieser Ehe gingen fünf Kinder hervor, von denen der Sohn Fedor Schaljapin jr. später ein angesehener Maler wurde. Bis 1920 ist er immer wieder in Moskau aufgetreten.1901 sang er erstmals außerhalb von Rußland mit sensationellem Erfolg an der Mailänder Scala die Titelfigur in "Mefistofele" von Boito. 1904, 1908, 1912, 1929-30 und 1933 gastierte er an der Scala, 1905-37 fast alljährlich an der Oper von Monte Carlo. Hier hatte er 1906 als König Philipp in Verdis "Don Carlos" einen besonderen Erfolg; er gastierte dann mit dem Ensemble von Monte Carlo in dieser Partie in Berlin. 1909 sang er an der Oper von Monte Carlo in der Uraufführung der Oper "Le vieil Aigle" von Robert Gunsbourg, am 19.2.1910 die Titelrolle in der Uraufführung von Massenets Oper "Don Quichotte", seitdem eine weitere Glanzrolle in seinem Bühnenrepertoire. 1903 wirkte er in Moskau in der Uraufführung der Oper "Dobrinya Nikititsch" von Gretchaninow mit. 1906 feierte man den großen Künstler in Paris. Weltberühmt wurde er vor allem durch seine unvergleichliche Darstellung des Titelhelden im "Boris Godunow" von Mussorgsky. Diese Partie sang er 1908 in Paris, 1909 an der Scala, 1913 in London und erschloß damit das gewaltige Opernwerk überhaupt erst der westeuropäischen Musikwelt. 1914 war er am Drury Lane Theatre London an der englischen Erstaufführung von Borodins "Fürst Igor" beteiligt. Dagegen war er 1907-08 an der Metropolitan Oper New York nicht besonders erfolgreich; er debütierte dort als Mefistofele von Boito und sang danach den Mephisto im "Faust" von Gounod, den Leporello im "Don Giovanni" und den Basilio im "Barbier von Sevilla". In St. Petersburg kreierte er 1911 in der eigentlichen Uraufführung von Mussorgskys "Khovantchina" die Partie des Dosifey. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges kehrte er nach Rußland zurück. Obwohl er von der sowjetrussischen Regierung zum künstlerischen Direktor des Petersburger Opernhauses und zum "Künstler des Volkes" ernannt wurde, verließ er im Juni 1922 endgültig seine russische Heimat, die er nicht mehr wiedergesehen hat. (1928 wurden ihm die russische Staatsbürgerschaft wie der Titel eines Volkskünstlers der UdSSR aberkannt). 1921-28 sang er, jetzt überaus erfolgreich, an der Metropolitan Oper. Am 9.12.1921 brachte er dort seinen unvergleichlichen Boris Godunow zum Vortrag (wofür die Direktion ihm mit 3000 Dollars die höchste je gezahlte Abendgage, zukommen ließ); er hatte seine weiteren Erfolge an diesem Haus als König Philipp und als Don Quichotte von Massenet; er ist insgesamt in 78 Vorstellungen dort aufgetreten. 1922-24 zugleich an der Oper von Chicago zu hören, 1926-29 an der Covent Garden Oper von London, 1931 am Londoner Lyceum Theatre, u.a. in der englischen Erstaufführung von Dargomyshskis Oper "Rusalka". 1932 sang er mit der Opéra Russe Paris den Boris Godunow in der holländischen Erstaufführung dieser Oper in Amsterdam. Weitere Gastspiele an den Staatsopern von Wien (1927) und Berlin (1928), an den Opern von Riga (1931) und Kopenhagen (1931). 1933 trat er in einem Tonfilm "Don Quichotte" mit der Musik von Jacques Ibert auf. Eine weltweite Gastspiel- und Konzerttätigkeit kennzeichnete die Karriere des Künstlers, der neben Enrico Caruso als der größte Sänger seiner Epoche galt. 1935-36 unternahm er nochmals von Marseille aus eine große Tournee, die ihn bis nach Japan und China führte. Seit 1927 hatte er seinen Wohnsitz in Paris; 1937 nahm er in Monte Carlo von der Bühne Abschied. Er starb im folgenden Jahr und wurde zunächst auf dem Battignol-Friedhof in Paris beigesetzt. Bei seinem Begräbnis sagte der russische Komponist Sergej Rachmaninoff: "Für zukünftige Generationen wird Schaljapin eine Legende bleiben." Die sowjetrussische Regierung veranlaßte (nach 50 Jahren) die Überführung der sterblichen Überreste des großen Sängers nach Moskau und am 29.10.1986 die feierliche Beisetzung in einem Ehrengrab auf dem dortigen Nowodjewitschkij-Friedhof. In dem Haus, das er in Moskau bewohnt hatte, wurde ein Schaljapin-Museum eingerichtet. Seine Tochter Lydia Schaljapin trat als Mezzosopranistin in Erscheinung und hat einige Pathé-Platten besungen. Seine Lebenserinnerungen erschienen unter den Titeln Pages from my Life (New York, 1926) und Man and Mask (New York, 1932). Diese Memoiren erschienen, zusammengestellt und bearbeitet durch seinen Freund Maxim Gorki, zuerst in einer russischen Zeitschrift und wurden dann als Buch in den USA gedruckt. 1970 kam eine Neu-Ausgabe in deutscher Sprache unter dem Titel "Mein Freund Fjodor. Das Leben Schaljapins" heraus.Weitere Lit.: F.Macdonald & M.Gorky: "Chaliapin" (London, 1968); E.A. Groseva: "F.I. Schaljapin" (Moskau, 1957-58); J.Feschotte: "Ce géant, Fédor Chaliapine" (Paris, 1968); J.Goury: "F. Chaliapine" (Paris, 1970); W.Drankow: "Das Wesen von Schaljapins Talent" (Leningrad, 1973); A.A. Gozenpud: "Das russische Operntheater an der Wende des 19. zum 20. Jahrhundert und Schaljapin" (Moskau, 1974).In der elementaren Wucht des Ausdrucks und der machtvollen Tonfülle des Stimmaterials typisch russischer Baß; auf der Bühne durch einen eigenwilligen, aber immer künstlerischen Vortrag und durch eine eminente, fast suggestive Darstellungskraft ausgezeichnet. Für manche Partien (Boris Godunow, Dosidey, Mephisto, Mefistofele, Don Quichotte) hat er gültige, kaum erreichbare Maßstäbe für seine Nachfolger gesetzt.Seine ersten Schallplatten erschienen 1901 in Moskau auf G&T; später sehr viele Aufnahmen auf HMV, auch noch elektrische Platten dieser Marke. Seit 1923 entstanden akustische wie elektrische Victor-Aufnahmen, die letzten 1936 in Japan. Zu seinen besten Aufnahmen gehören Schallplatten mit russisch-orthodoxer Kirchenmusik. |
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