| Siehr Gustav | basso |
Sein Vater war Oberregierungsrat. Er begann das Medizinstudium an den Universitäten von Königsberg (Ostpreußen), Jena und Berlin, entschloß sich dann aber zur Ausbildung seiner Stimme. Seine Lehrer waren Julius Krause und Heinrich Dorn in Berlin. Er debütierte 1863 am Hoftheater von Neustrelitz als Oroveso in Bellinis "Norma". 1864-65 war er am Deutschen Opernhaus in Göteborg in Schweden tätig. 1865-70 sang er am Deutschen Theater in Prag, 1870-81 am Hoftheater von Wiesbaden. Hier wirkte er 1878 in der Uraufführung der Oper "Die Albigenser" von J.Deswert mit. 1881 wurde er an die Münchner Hofoper berufen, deren Mitglied er bis zu seinem Tod geblieben ist. Er galt als großer Wagner-Interpret; Wagner selbst bezeichnete seinen Gesangsvortrag und vor allem seine Kunst der Charaktersisierung als hervorragend. Bei den ersten Bayreuther Festspielen sang er in der ersten Aufführung des gesamten Ring-Zyklus und zugleich der Uraufführung dieser Oper am 17.8.1876 den Hagen in der "Götterdämmerung". Bei den Bayreuther Festspielen von 1882 alternierte er in den ersten Aufführungen des "Parsifal" mit Emil Scaria in der Partie des Gurnemanz. Auch bei den Festspielen von 1883-84, 1886 und 1889 trat er in Bayreuth als Gurnemanz auf; 1886 war er der König Marke in der ersten Aufführung der Oper "Tristan und Isolde" im Rahmen der Bayreuther Festspiele. Er sang auch den Gurnemanz in den Sondervorstellungen des "Parsifal" für König Ludwig II. von Bayern, bei denen kein Publikum anwesend sein durfte. Er wirkte an der Münchner Hofoper auch in der Uraufführung von Richard Wagners Jugendoper "Die Feen" mit (29.6.1888, fünf Jahre nach dem Tod des Komponisten), auch 1885 in der Uraufführung von Alexander Ritters "Der faule Hans", 1887 in der der Oper "Faust" von Heinrich Zöllner. Seine weiteren großen Partien waren der Sarastro in der "Zauberflöte", der Commendatore im "Don Giovanni", der Kaspar im "Freischütz", der Bertram in Meyerbeers "Robert le Diable", der Basilio im "Barbier von Sevilla", der Landgraf im "Tannhäuser", der Daland im "Fliegenden Holländer", der König Heinrich im "Lohengrin" und der Pogner in den "Meistersingern". Der Künstler war auch an der Gründung der Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger beteiligt. |
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