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| | Paradis Maria Theresia von | | soprano | 
| Sie war die einzige Tochter des Assessors am Kriminalgericht von Temesvar Joseph Anton von Paradis. Das von Geburt an kränkliche Kind erblindete im Alter von vier Jahren, zeigte dafür aber eine erstaunliche musikalische Begabung. Mit sieben Jahren begann sie das Musikstudium bei den Wiener Pädagogen Franz Josef Fuchs, Georg Friedrich Richter und Leopold Kozeluch, und bald erregte sie als Klavier- wie als Orgelvirtuosin größtes Aufsehen. Ihre Stimme wurde durch den bekannten Sänger und Komponisten Vincenzo Righini ausgebildet; Antonio Salieri und Carl Friberth führten sie in die Harmonielehre, den Kontrapunkt und den Generalbaß ein. Mit elf Jahren gab sie Orgelkonzerte, denen die Kaiserin Maria Theresia von Österreich beiwohnte, die ihr ein lebenslängliches Gnadengehalt von 200 Gulden aussetzte. 1775 trug sie in einem glanzvollen Konzert in der Wiener Augustinerkirche, wiederum in Anwesenheit von Kaiserin Maria Theresia, das schwierige Sopransolo im Stabat mater von Pergolesi vor. Zu dieser Zeit war sie in der Lage, 60 Klavierkonzerte auswendig zu spielen. 1777 kam es zu einem Skandal um die blinde Künstlerin, als der Wunderheiler und Magnetiseur Franz Mesmer Versuche unternahm, ihre Erblindung zu heilen. Schließlich beendete ihr Vater diese (erfolglosen) Versuche durch einen Gerichtsbeschluß, der Mesmer zwang, seine Behandlung einzustellen. 1783 trat die inzwischen weithin bekannt gewordene Künstlerin in Begleitung ihrer Mutter eine längere Kunstreise an. Dabei traf sie in Salzburg mit Leopold und Wolfgang Amadeus Mozart zusammen. Letzterer begeisterte sich für die blinde Künstlerin und komponierte für sie das Klavierkonzert KV 456. Die Tournee, die fast drei Jahre dauerte, führte Maria Theresia von Paradis durch Deutschland und die Schweiz nach Paris (wo sie vor Königin Marie Antoinette und ihrem Hof auftrat), dann nach London (hier gab sie Hofkonzerte und begleitete den Prince of Wales beim Cellospiel), Brüssel, Berlin, Dresden und Prag wieder zurück nach Wien. Große Persönlichkeiten aus den Bereichen der Politik, der Kunst und der Wissenschaften suchten die Begegnung mit ihr, die vor allem als Pianistin, aber auch immer wieder als Sängerin bewundert wurde. Nach Wien zurückgekehrt, widmete sie sich mehr und mehr der pädagogischen Arbeit wie dem kompositorischen Schaffen. 1786 veröffentlichte sie ihre "Reiselieder" sie komponierte Kantaten (darunter eine Trauerkantate auf den Tod Kaiser Leopolds II. und eine andere auf den König Ludwigs XVI. von Frankreich), Balladen, Lieder und drei Werke für die Bühne. 1791 führte man am Wiener Theater in der Hofburg eins ihrer Bühnenwerke, "Ariadne und Bacchus", auf, 1792 am Theater in der Leopoldstadt in Wien das Singspiel "Der Schulkandidat", 1797 in Prag die Zauberoper "Rinaldo und Almira". Sie wurde jedoch in erster Linie als Komponistin von Klavierkonzerten und -sonaten bekannt, deren Wert erst in unserer Zeit wieder gewürdigt wurde. Zum Komponieren benutzte die blinde Künstlerin eine von Johann Riedinger für die konstruierte Notensetzmaschine, zum Schreiben einen Setzapparat, den Wolfgang van Kempelen für sie erfand, und der Eingang in den Blindenunterricht fand. 1808 gründete sie in Wien eine bald hoch angesehene Musikschule, in der der Violinist Josef von Blumenthal ihr zur Seite stand, und die sie bis zu ihrem Tod leitete. Auf Anregung von Maria Theresia von Paradis, die eine vielseitige Tätigkeit entfaltete, kam es in Wien zur Einrichtung der ersten Blindenschule. |
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