| Naudin Emilio | tenore |
Die Familie des Künstlers war französischer Abstammung. Sein Vater war Hofmaler der Großherzogin Marie-Louise von Parma. Er studierte zuerst in Parma Medizin, dann bei Giacomo Panizza in Mailand Gesang. 1843 kam es zu seinem Debüt am Theater von Cremona in der Oper "Saffo" von Giovanni Pacini. Er sang sehr erfolgreich an den großen italienischen Bühnen, vor allem in Genua und Rom, wo er in den Verdi-Opern "I due Foscari" und "Luisa Miller" Aufsehen erregte. Es folgten Gastauftritte in Wien und St. Petersburg. 1858 hatte er an der Mailänder Scala ähnliche Erfolge. In London, wohin er 1858 erstmals kam, sang er zuerst am Drury Lane Theatre. Später trat er dort sowohl am Her Majesty's Theatre wie an der Covent Garden Oper auf und sang hier ständig in den Jahren 1863-72. 1862 feierte man ihn am Théâtre-Italien in Paris als Edgardo in "Lucia di Lammermoor", als Gennaro in "Lucrezia Borgia" von Donizetti, als Herzog im "Rigoletto" und als Ferrando in "Così fan tutte". Auch an der Grand Opéra Paris kam er zu großen Erfolgen; hier sang er am 28.4.1865 in der Uraufführung von Meyerbeers "L'Africaine" die Partie des Vasco de Gama, während Marie Sass als seine Partnerin die Selika kreierte. Meyerbeer, der vor der Uraufführung von "L'Africaine" gestorben war, hatte in seinem Testament zur Bedingung gemacht, daß Emilio Naudin die Partie des Vasco singen sollte. Die Opéra fügte sich dieser letztwilligen Verfügung und zahlte als Honorar dem Künstler die riesige Summe von 110 000 Francs. Dennoch blieb er nur zwei Jahre an der Grand Opéra und setzte dann seine Gastspielreisen fort, die ihn u.a. nach Genf, Turin, Wien, Berlin, Lissabon und sogar nach Kairo führten. An der Covent Garden Oper war er 1867 der Titelheld in der englischen Erstaufführung von Verdis "Don Carlos". Am 14.6.1872 sang er am gleichen Haus in der Uraufführung der Oper "Gelmina" des Prinzen Poniatowski, die dieser der Primadonna assoluta Adelina Patti gewidmet hatte, die auch die Titelrolle kreierte. Seine weiteren großen Partien waren der Fra Diavolo in der Oper gleichen Namens von Auber und der Masaniello in dessen "Muette de Portici". Er wandte sich auch bereits dem Wagner-Gesang zu und sang den Lohengrin (noch in italienischer Sprache) in verschiedenen englischen Städten, aber nicht in London; bei einem Gastspiel in Moskau 1877 sang er in der dortigen Erstaufführung von Wagners "Tannhäuser", ebenfalls in Italienisch, den Titelhelden. Man bewunderte allgemein die Durchschlagskraft seiner Stimme und seine hohe Musikalität, auch seine elegante Erscheinung auf der Bühne, während er nur als mittelmäßiger Darsteller galt. Wegen einer fortschreitenden Lähmung, an der er schließlich starb, mußte er seine Karriere aufgeben. |
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