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| Malibran María | soprano
[ 1808 - 1836 ]
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Sie war die Tochter des berühmten spanischen Tenors Manuel Garcia sr. (1775-1832), Stammvaters einer der bedeutendsten Sängerfamilien aller Zeiten, und der ebenfalls spanischen Sopranistin Joaquina Sitchez (1780-1854). Wie sie wurden ihre jüngere Schwester Pauline Viardot-Garcia (1821-1910) und ihr älterer Bruder Manuel Garcia jr. (1805-1906) weltbekannte Sängerpersönlichkeiten. Maria Malibran wurde durch ihren Vater ausgebildet und stand bereits 1813 mit fünf Jahren am Teatro San Carlo in Neapel in der Uraufführung der Oper "Medea in Corinto" von Simone Mayr als eins der Kinder der Medea auf der Bühne, 1814, ebenfalls in Neapel, in einer Kinderrolle in der Oper "Agnese" von Ferdinand Paër. 1824 gab sie in Paris ihr erstes Konzert. 1825 debütierte sie auf der Bühne des Londoner King's Theatre in der Partie der Rosina im "Barbier von Sevilla". In der gleichen Saison sang sie dort die Felicia in der Londoner Premiere der Oper "Il Crociato in Egitto" von Meyerbeer zusammen mit dem berühmten Kastraten Giovanni Battista Velluti. Nach Auftritten in Liverpool, York und Manchester unternahm sie 1825-27 zusammen mit der Operntruppe, die ihr Vater Manuel Garcia zusammengestellt hatte, eine große Nordamerika-Tournee. Sie sang dort in der denkwürdigen amerikanischen Erstaufführung des "Don Giovanni" am 23.5.1826 im New Yorker Park Theatre in Gegenwart des greisen Librettisten der Oper Lorenzo Da Ponte die Zerline, während ihr Vater den Titelhelden, ihre Mutter die Donna Elvira und ihr Bruder Manuel den Leporello übernommen hatten. Sie trat während dieser Amerika-Reise u.a. auch als Rosina im "Barbier von Sevilla" und als Angelina in "La Cenerentola" von Rossini, dazu in zwei Opern, die ihr Vater komponiert hatte, auf. In New York heiratete sie 1826 den französischen Kaufmann Fran¢ois-Eugène Malibran, von dem sie sich aber bald wieder trennte, nachdem dieser Konkurs gemacht hatte. Nach Europa zurückgekehrt, erregte sie 1827 am Théâtre-Italien in Paris wie an der dortigen Grand Opéra großes Aufsehen in Partien in Rossini-Opern. An der Grand Opéra kam es zu wahren Begeisterungsstürmen, als sie dort als Arbace in "Semiramide" von Rossini auftrat. Sie war in der französischen Metropole die Rivalin der berühmten Primadonna Henriette Sontag, mit der sie zusammen in Cimarosas "Matrimonio segreto" zu hören war, die sich aber 1830 ins Privatleben zurückzog. Maria Malibran feierte unvorstellbare Triumphe in Mailand, in Rom, Neapel und Bologna. Nachdem sie in Brüssel den belgischen Violinisten Charles de Bériot (1802-70) kennengelernt hatte, heiratete sie diesen 1836 in zweiter Ehe; beider Sohn Charles Wilfried de Bériot wurde bereits 1833 geboren. 1833 und 1834 riß sie das Londoner Opernpublikum zu Huldigungen ungewöhnlichster Art hin, als sie an der Covent Garden Oper wie am Drury Lane Theatre die Amina in "La Sonnambula" und die Leonore im "Fidelio" (in englischer Sprache) sang. Am 27.5.1836 kreierte sie am Drury Lane Theatre die Titelrolle in der Uraufführung der Oper "The Maid of Artois" von M.Balfe. 1832 unternahm sie mit Charles de Bériot eine Konzerttournee durch Italien, sang in Rom in Rossinis "Otello", 1833 in Neapel wieder die Amina in "La Sonnambula", in Paris die Susanna in "Figaros Hochzeit" und Partien in Rossini-Opern. 1833-35 war sie in Neapel als Norma und als Leonore im "Fidelio" sehr erfolgreich. Einen ihrer größten Triumphe erlebte sie, als sie 1835 am Teatro San Giovanni Grisostomo in Venedig die Amina sang. Blumengirlanden wurden auf die Bühne geworfen, auf den oberen Rängen ließ man Singvögel aus mitgebrachten Käfigen flattern. Die gerührte Sängerin übergab ihre gesamte Abendgage in Höhe von 4000 Goldlire dem Impresario für sein Haus. Darauf benannte man dieses unter dem unbeschreiblichen Jubel des Auditoriums in Teatro Malibran um. Am 30.12.1835 sang sie an der Mailänder Scala die Titelrolle in Donizettis "Maria Stuarda" in der ersten Aufführung der originalen Fassung dieser Oper. Die unvergleichliche Karriere der großen Sängerin nahm ein tragisches Ende. Sie zog sich bei einem Reitunfall im April 1836 schwere Verletzungen zu, verheimlichte dies jedoch und wollte unbedingt beim Manchester Festival im September 1836 auftreten. Sie starb jedoch an den Folgen des Unfalls in diesem Monat in Manchester. Ihr Gatte ließ ihre sterblichen Überreste 1838 von Manchester nach Belgien überführen und in einem Mausoleum in Laeken bei Brüssel beisetzen, das mit einer Marmorstatue geschmückt wurde, die Maria Malibran in der Rolle der Norma zeigte.Ihre Stimme war von Hause aus ein Contralto mit einem zusätzlichen Sopranregister, wobei beide Stimmen jedoch nicht nahtlos ineinander übergingen. Die dazwischen liegende Tonreihe wußte sie jedoch mit Hilfe ihrer phänomenalen Gesangstechnik geschickt und in sehr reizvoller Weise zu meistern. Die besondere Schönheit ihrer Stimme lag in ihrer ganz eigenen exquisiten farbenreichen Klangtönung, dem Nuancenreichtum ihres Vortrags und in einem überschäumenden Temperament, das sie zur unvergleichlichen Darstellerin auf der Bühne werden ließ. Ihr Leben war Gegenstand zahlreicher Biographien. Otto Nicolai schrieb auf ihren Tod eine Trauerkantate für das Teatro Comunale Bologna. Franz Grillparzer, der sie mehrfach gehört hatte, sagte über sie: "Sie ist eine wahrhaft große Sängerin" und "Sie ist eine hinreißende Frau". Auf dem Sockel ihres Denkmals im Mausoleum von Laeken wurden die Verse eingemeißelt, mit denen der Dichter Lamartine ihr huldigte: "Beauté, génie, amour fûrent son nom de femme / Écrit dans son regard, dans son coeur, dans son voix / Sous trois formes au ciel appartenait cette âme/ Pleurez, terre, et vous cieux, accueillez-la trois fois". Robert R.Bennett schrieb über ihr Leben eine Oper "Maria Malibran", die 1935 in New York uraufgeführt wurde. Der Dichter Alfred de Musset feierte sie in seinen "Stances", der Biographist und Musikkritiker Arthur Pougin in "Maria Malibran".Lit: J.M. Levien: "The Garcia Family" (1931), Neu-Ausgabe unter dem Titel "Six Sovereigns of Song" (1948); A.Pougin: "Maria Malibran" (Paris 1911, Nachdruck Genf 1973); P.Larionov und F.Pestellini: "Maria Malibran" (Paris, 1935); S.Desternes und H.Chandet: "La Malibran et Pauline Viardot" (Paris, 1969). |
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