 g(11696700)a(1393595))
| | Walter Gustav | | tenore | 
| Er sollte zunächst Violinspiel am Konservatorium von Prag studieren, widmete sich dann aber technischen Studien am Prager Polytechnikum. 1853 wurde er Ingenieur in einer Zuckerfabrik in Bilin. Man entdeckte seine Stimme, als er in einem Männerquartett sang; darauf Ausbildung durch Franz Vogl in Prag. 1855 Bühnendebüt am Stadttheater von Brünn (Brno) als Edgardo in "Lucia di Lammermoor". Durch die Sopranistin Rosa Czillag wurde er 1856 an die Wiener Hofoper gebracht, wo er als Antrittsrolle den Gomez im "Nachtlager von Granada" von C.Kreutzer sang. Über dreißig Jahre blieb er dann der gefeierte erste Tenor der Wiener Hofoper; man bewunderte vor allem seine Kunst des Mozart-Gesanges. Am 10.3.1875 sang er hier in der Uraufführung von Goldmarks "Königin von Saba" die Partie des Assad zusammen mit Amalie Materna und Marie Wilt. 1882 hörte man ihn in der Wiener Erstaufführung von Schuberts "Alfonso und Estrella" (54 Jahre nach dem Tod des Komponisten!). Er kreierte für Wien eine Vielzahl von Partien: den Manrico im "Troubadour" (1859), den Herzog im "Rigoletto" (1860), den Riccardo in Verdis "Maskenball", den Vasco in Meyerbeers "Africaine" (1866), den Walther von Stolzing in den "Meistersingern" (1870), den Wilhelm Meister in "Mignon" von A.Thomas (1868) und den Loge im "Rheingold" (1878). 1887 verabschiedete er sich als Wilhelm Meister in "Mignon" an der Wiener Hofoper von der Bühne; er wurde zum Ehrenmitglied des Hauses ernannt. Er gastierte im Verlauf seiner Karriere an der Münchner Hofoper (1868), am Opernhaus von Frankfurt a.M. (1864-82), am Hoftheater Wiesbaden (1874-75), am Deutschen Theater Prag (1885) und seit 1875 am Theater von Brünn. Aus seinem Repertoire für die Bühne sind noch der Lohengrin, der Raoul in den "Hugenotten" von Meyerbeer, der George Brown in "La Dame blanche" von Boieldieu, der Don Ottavio im "Don Giovanni", der Tamino in der "Zauberflöte", der Florestan im "Fidelio" und der Faust von Gounod zu nennen. Nach Abschluß seiner Bühnenlaufbahn begann er eine zweite, noch glanzvollere Karriere als Konzert- und vor allem als Liedersänger. Er war der erste Künstler, der eigentliche Liederabende veranstaltete. Sein Vortrag von Schubert-Liedern galt als unvergleichlich. Er sang am 28.2.1869 in Wien in der Uraufführung der Kantate "Rinaldo" von Johannes Brahms und kreierte zwischen 1869 und 1887 zahlreiche Lieder dieses Meisters, wie auch dessen "Liebesliederwalzer op. 52". Antonín Dvor|vák widmete ihm seine "Zigeunermelodien op. 55". Man feierte ihn in den Konzertsälen in ganz Europa, namentlich in London. Dort erschien er erstmals 1872 in einem Philharmonic Concert mit Liedern von Mozart, Riedel und Rubinstein. 1891 wirkte er beim Salzburger Mozartfest mit. 1881 und 1887 gab er Konzerte in Dresden, 1888 in München, 1897 einen seiner letzten Liederabende in Graz. Die Schönheit seiner Stimme blieb ihm sehr lange erhalten, so daß er noch nach der Jahrhundertwende auftreten konnte. Dazu war er einer der gesuchtesten Gesangspädagogen seiner Zeit; seit 1882 bekleidete er eine Professur am Wiener Konservatorium. -- Sein Sohn Raoul Walter (1865-1917) und seine Tochter Minna Walter (1863-1901) hatten gleichfalls erfolgreiche Karrieren als Opernsänger.Lit: M.Nonnenmacher-Röllfeld: "Der Schubertsänger Gustav Walter. Ein Künstlerleben" (Berlin, 1930).1904 wurden in Wien drei Aufnahmen seiner Stimme auf G&T gemacht, die zu den Seltenheiten aus der Frühzeit der Schallplatte gehören und trotz ihrer mangelhaften Aufnahmetechnik von höchstem Dokumentarwert sind. Dies trifft auch für zwei Phonogramme zu, die von 1906 stammen und 1985 veröffentlicht wurden. |
|
|
|