| Bellincioni Gemma | soprano |
Ihr voller Name war Gemma Cesira Matilda Bellincioni; sie war die Tochter des Bassisten Cesare Bellincioni und der Altistin Carlotta Soroldoni, bei der sie studierte. Sie war in Neapel auch Schülerin von Giovanni Corsi und Luigia Ponte dell'Armi. Sie debütierte mit 15 Jahren in Neapel am Teatro della Società Filarmonica in 'Il segreto della duchessa' von dell' Orefice. 1882 trat sie am Teatro San Carlos Lissabon als Gilda im 'Rigoletto' zusammen mit Enrico Tamberlick auf. 1883-84 unternahm sie eine Spanien-Tournee. 1885 sang sie am Teatro Costanzi in Rom die Traviata, 1886 erstmals an der Mailänder Scala (an der sie nur in dieser einen Saison 1885-86 aufgetreten ist), und zwar als Isabella in 'Robert le Diable' von Meyerbeer. Verdi hielt sie für eine der größten Interpretinnen der Violetta in seiner Oper 'La Traviata'. Nachdem sie 1886 in Buenos Aires den berühmten italienischen Tenor Roberto Stagno (1836-1897) geheiratet hatte, unternahm sie mit ihm zusammen Gastspielreisen, die beiden in den Musikmetropolen der ganzen Welt glänzende Erfolge brachten. Beide Sänger traten am 8.3.1890 am Teatro Costanzi in Rom in der Uraufführung der Oper 'Labilia' von Nicola Spinelli, am 28.5.1890 am gleichen Haus in der Uraufführung von 'Rudello' von Vincenzo Ferroni, am 28.3.1895 in Triest in der der Oper 'Nozze Istriane' von Antonio Smareglia auf. Gemma Bellincioni wurde vor allem als unvergleichliche Interpretin der Sopranpartien in den Opern des damals aufkommenden italienischen Verismo bekannt. Sie sang auch in den Uraufführungen mehrerer dieser Opern, so am 17.5.1890 am Teatro Costanzi in Rom in der Uraufführung von 'Cavalleria rusticana' die Santuzza, während Roberto Stagno den Turiddu kreierte. 1892 wirkte sie mit ihm zusammen am Teatro Argentina Rom in der Uraufführung von Umberto Giordanos Oper 'Mala vita' mit. 1892 trat sie an der Berliner Kroll-Oper in der Uraufführung von 'A Santa Lucia' von Pier Antonio Tasca auf, 1897 an der Oper von Monte Carlo in der von 'Moïna' von Isidore de Lara. Am 17.11.1898 sang sie in der Uraufführung der Oper 'Fedora' von Giordano am Teatro Lirico in Mailand die Titelrolle zusammen mit Enrico Caruso. Am 10.5.1904 wirkte sie am Teatro Lirico Mailand in der Uraufführung von 'La Cabrera' von Gabriel Dupont mit, am 14.3.1905 am Teatro San Carlo Neapel in der von Leopoldo Mugnones 'Vita Brettone'. Am 13.4.1901 kreierte sie am Teatro Costanzi die Titelpartie in 'Lorenza', einer Oper, die Edoardo Mascheroni für sie eigens komponiert hatte. Nach dem Tod ihres Gatten im Jahre 1897 setzte sie ihre Gastspielreisen allein fort. 1906 sang sie am Teatro Regio in Turin die Titelrolle in der italienischen Premiere der Oper 'Salome' von Richard Strauss, seitdem eine ihrer Glanzrollen. 1907 wirkte sie am Teatro Lirico Mailand in der Uraufführung von Giordanos Oper 'Marcella' mit. Man feierte die Künstlerin in Wien, Berlin, Budapest, Monte Carlo, Paris, Warschau, Dresden, Prag, Hamburg und Buenos Aires, an der Covent Garden Oper London (1894), in Odessa, Bukarest und Amsterdam. 1898 sang sie am Teatro Lirsico in Mailand die Titelrolle in der italienischen Erstaufführung der Oper 'Sapho' von Massenet. 1911 verabschiedete sie sich in Paris in der Rolle der Salome (die sie über hundertmal gesungen hatte) von der Bühne. 1911 eröffnete sie in Berlin-Charlottenburg ein Opernstudio, das sie bis 1915 leitete. Beim Kriegseintritt Italiens flüchtete sie 1915 nach Holland, wo sie, nahezu vergessen, in dürftigsten Verhältnissen lebte. 1924 hörte man sie dort nochmals, inzwischen 60 Jahre alt geworden, als Santuzza, als Tosca und als Carmen. Die italienische Regierung richtete schließlich für sie in Rom ein Opernstudio ein, an dem sie bis 1931 tätig war. 1931-32 arbeitete sie als Pädagogin in Wien; 1933 wurde sie Professorin am Konservatorium von Neapel. Dort erteilte sie noch bis wenige Tage vor ihrem Tod Unterricht. Sie gab ihre Memoiren unter dem Titel Io ed il palcoscenico (Mailand, 1920) heraus. Ihre Tochter Bianca Stagno-Bellincioni (*1888 Budapest, ?1981), die selbst Opernsängerin war und 1913 in Graz debütierte, beschrieb das Leben ihrer Eltern in 'Roberto Stagno e Gemma Bellincioni' (1945). -- Ihre Schwester Saffo Bellincioni, die später unter dem Namen Saffo Frigiotti auftrat, hatte eine erfolgreiche Karriere als Mezzosopranistin. Sie sang u.a. 1891 in Buenos Aires, in den Jahren 1897-1901 an der Oper von Monte Cralo die Preziosilla in Verdis 'La forza del destino', die Maddalena im 'Rigoletto' und die Emilia im 'Othello' von Verdi. Es gibt von der Künstlerin einige seltene Aufnahmen auf G&T (Mailand, 1903-04) sowie auf Pathé, darunter auch 'Voi lo sapete, o mamma' aus 'Cavalleria rusticana', die aber wohl kaum eine gültige Vorstellung von der Ausdruckskraft und Tonfülle ihrer Stimme vermitteln können, die durch ein eminentes darstellerisches Talent ergänzt wurden. Dazu existieren unveröffentlichte Aufnahmen der Marke Fonotipia. |
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