| Lucia Fernando de | tenore
[ 1860 - 1925 ]
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Während seiner Militärdienstzeit erregte seine Stimme bei einem Empfang für den Minister Mancini in Caserta erstes Aufsehen. Er studierte zuerst am Konservatorium San Pietro a Majella in Neapel Fagott- und Kontrabaßspiel, dann Gesang bei Benjamino Carelli und bei dem Pädagogen Lombardi. Er debütierte 1885 am Teatro San Carlo Neapel als Faust von Gounod. Nach Engagements in Bologna und Florenz sang er 1887-88 in Madrid in 'Linda di Chamounix' und 'Elisir d'amore' von Donizetti sowie in 'Fra Diavolo' von Auber. 1889-90 war er am Teatro Colón Buenos Aires und in Montevideo in 'Roméo et Juliette' von Gounod und in Bellinis 'La Sonnambula' anzutreffen, 1887 am Teatro della Pergola Florenz und 1890 in Neapel als José in 'Carmen'. 1887 Gastspiel am Drury Lane Theatre in London als Alfredo in 'La Traviata'. Es folgten glanzvolle Gastspiele an den führenden europäischen Operntheatern, in Madrid, Barcelona, Paris (Grand Opéra 1910), Brüssel, Lissabon, zumal aber an der Londoner Covent Garden Oper, wo er 1892-1900 fast alljährlich zu Gast war. 1893 große Erfolge am Teatro San Carlo Neapel in der Partie des Canio in Leoncavallos 'Bajazzo'. Berühmt wurde er dann auch als Interpret der veristischen Partien seines Stimmfachs. So wirkte er in Uraufführungen mehrerer dieser Opern mit: am 31.10.1891 am Teatro Costanzi in Rom als Fritz Kobus in 'L'Amico Fritz' von Mascagni, am 10.11.1892 in Florenz in einer weiteren Oper von Mascagni 'I Rantzau', am 25.3.1895 an der Mailänder Scala in 'Silvana' von Mascagni, am 22.11.1898 am Teatro Costanzi in Rom als Osaka in der Uraufführung von Mascagnis 'Iris', am Teatro San Carlo Neapel am 14.3.1905 in 'Vita Bretonne' von Leopoldo Mugnone, am Teatro Lirico Mailand am 9.11.1907 in 'Marcella' von Giordano. 1893 kreierte er in London wie an der Metropolitan Oper den Canio im 'Bajazzo', 1894 an der Covent Garden Oper den Turiddu in 'Cavalleria rusticana', 1894 dort wie an der Metropolitan Oper die Titelrolle in Mascagnis 'Amico Fritz', 1899 an der Covent Garden Oper den Rodolfo in 'La Bohème', 1900 den Cavaradossi in 'Tosca' in den Erstaufführungen dieser Opern. 1899 sang er den Osaka in Mascagnis 'Iris' bei der Premiere dieser Oper an der Scala. 1893 kam er für eine Saison an die New Yorker Metropolitan Oper (Antrittsrolle: Canio im 'Bajazzo' am 11.12.1893). Von den Partien, die er 1893-94 an der Metropolitan Oper gesungen hat, sind der Turiddu, der Herzog im 'Rigoletto', der Alfredo in 'La Traviata', der Don Ottavio im 'Don Giovanni', der Faust von Gounod und der José in 'Carmen' zu nennen. Er sang auch in Chicago und setzte seine glanzvolle Gastspieltätigkeit in aller Welt fort. 1895-99, 1905 und nochmals 1916 (als Rodolfo) trat er an der Mailänder Scala auf, 1907 an der Oper von Monte Carlo (als Graf Almaviva). An der Covent Garden Oper trat er 1905 letztmalig auf. Sein allerletzter Bühnenauftritt war 1917 in Neapel als Amico Fritz von Mascagni. 1910 erhielt er eine Professur am Konservatorium San Pietro a Majella in Neapel, ging aber noch weiter seiner Tätigkeit als Sänger, vor allem im Konzertsaal, nach. Noch 1920-22 hat er von seiner Stimme Schallplattenaufnahmen herstellen lassen. Bei den Trauerfeierlichkeiten für Enrico Caruso sang er 1921 in der Basilika San Francesco di Paola in Neapel Scarlattis 'Pietà, Signore' (1921). Er wirkte für viele Jahre als Pädagoge in Neapel; zu seinen Schülern gehörten Maria Nemeth, Gianna Pederzini, Enzo de Muro Lomanto, Melchiorre Luise und Georges Thill.\n Die exquisite musikalische Schönheit seiner Stimme und die stilistische Ausgewogenheiten des Vortrages machten ihn zum bedeutendsten italienischen Tenor in der Generation vor Caruso. Man nannte ihn 'La Gloria d'Italia'. Hervorragender Interpret der Belcanto-Opern von Rossini und Bellini sowie der Opernwerke von Verdi. Sein Name bleibt besonders mit der Stilrichtung des Verismo in der italienischen Oper verbunden.\n Lit: A. de Giorgio: 'Fernando de Lucia' (Mailand, 1908); M.Henstock: 'Fernando de Lucia' (London, 1990).\n Schallplatten: Erste Aufnahmen auf G&T (1902-03); er sang dann auf HMV und Fonotipia (seit 1910). Die letzten Platten kamen 1920-22 auf Phonotype, einer von ihm geleiteten Firma in Neapel, heraus. Hier sang er in fast vollständigen Aufnahmen der Opern 'Rigoletto'- und 'Der Barbier von Sevilla'. Insgesamt sind von seiner Stimme etwa 400 Aufnahmen vorhanden.\n |
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