| Tamagno Francesco | tenore |
Eines von 15 Kindern eines Turiner Gastwirts. Er arbeitete zuerst als Bäckerlehrling, dann als Schlosser und sang schließlich im Opernchor des Teatro Regio Turin. Nach seiner Militärdienstzeit wurde er durch Pedrotti in Palermo und durch Vannuccini in Mailand ausgebildet. Er debütierte 1869 am Teatro Massimo von Palermo als Nearco in "Poliuto" von Donizetti und sang dort wie am Teatro Regio Turin kleine Rollen, bis Anfang 1874 in Palermo der große Durchbruch als Riccardo in Verdis "Maskenball" erfolgte. Er hatte dann sehr große Erfolge an den führenden italienischen Bühnen, zumal seit 1875 am Teatro Fenice Venedig, seit 1877 auch an der Mailänder Scala. Verdi schätzte seine Stimme sehr, ja er nannte sie "einzigartig auf der ganzen Welt". 1881 feierte man ihn an der Scala als Titelhelden in Verdis "Ernani" im gleichen Jahr sang er dort den Gabriele Adorno in der Uraufführung einer Neubearbeitung von Verdis "Simon Boccanegra" (24.1.1881), am 10.1.1884, wiederum an der Scala, den Titelhelden in einer Neubearbeitung des "Don Carlos". Den Höhepunkt seiner Karriere erreichte der Künstler, als er am 5.2.1887 an der Scala in der Uraufführung des "Othello" von Verdi die Titelpartie kreierte. In dieser Rolle ist er durch keinen seiner Nachfolger mehr erreicht worden. Er kreierte sie auch 1889 für England am Lyceum Theatre London. Er sang an der Scala in den Uraufführungen von Ponchiellis Opern "Il figliuol prodigo" (26.12.1880 als Azael) und "Marion Delorme" (17.3.1885 als Didier), am 27.3.1879, ebenfalls an der Scala in der Uraufführung von "Maria Tudor" von Carlos Gomes (als Fabiano), 1892 am Teatro Carlo Felice von Genua in der von "Guglielmo Swarten" von Andrea Gnaga, am 9.11.1893 am Teatro Dal Verme Mailand in der Uraufführung von Leoncavallos "I Medici". Zu seinen Glanzrollen zählten noch der Arnoldo in Rossinis "Wilhelm Tell", den er 1899 mit spaktakulärem Erfolg an der Scala vortrug, der Raoul in Meyerbeers "Hugenotten", der Johann von Leiden in dessen "Prophet", der Faust von Gounod, der Jean in "Hérodiade" von Massenet, der Samson in "Samson et Dalila" von Saint-Saëns, der José in "Carmen" und an erster Stelle die Tenorpartien in den Opernwerken Verdis. Gastspiele brachten Francesco Tamagno an vielen großen Bühnen Erfolge über Erfolge; er sang in Paris (1897 Othello an der Grand Opéra) und London (1889 am Lyceum Theatre, 1895 und 1901 an der Covent Garden Oper) in Monte Carlo (1894, 1896-1902) und Wien, in St. Petersburg und Moskau, in Chicago (1889) und in Madrid. Seit 1879 gastierte er häufig in Barcelona und Buenos Aires, auch in Rio de Janeiro und natürlich an den großen italienischen Opernhäusern. Bereits 1891 hatte er mit der Abbey Opera Company bei einem Gastspiel im Haus der Metropolitan Oper New York seinen Othello gesungen (mit Emma Albani als Desdemona), wurde aber erst 1894 als Mitglied in das Ensemble der Metropolitan Oper berufen. Er debütierte dort in der Spielzeit 1894-95 als Arnoldo in "Wilhelm Tell" und trat insgesamt in 24 Vorstellungen auf, darunter auch als Othello und als Samson in der amerikanischen Erstaufführung der Oper "Samson et Dalila" von Saint-Saëns. 1897 unternahm er eine Deutschland-Tournee mit Gastspielen in Berlin, Dresden, München, Köln und am Deutschen Theater Prag. Am 21.3.1899 wirkte er an der Oper von Monte Carlo in der Uraufführung der Oper "Messaline" von Isidore de Lara in der Partie des Hélion mit. Seit 1898 machte sich bei dem großen Sänger ein schweres Herzleiden bemerkbar. 1901 sang er nochmals an der Londoner Covent Garden Oper den Othello und den Hélion in "Messaline", 1902 wirkte er an der Scala in einem Konzert mit. 1904 sang er als Abschluß seiner Bühnenkarriere den 3. Akt der Oper "Poliuto" von Donizetti am Teatro Dal Verme in Mailand und gab ein letztes Konzert in Ostende. Dann zog er sich in seine Villa in Varese zurück. Seine große Schmetterlingssammlung vermachte er seiner Vaterstadt Varese. -- Sein Bruder Giovanni Tamagno (1859-1910) wurde als Bariton bekannt, gab aber seine Karriere früh auf und ging in Buenos Aires Handelsgeschäften nach. Eine Nichte des großen Sängers, Bianca Tamagno-Grassi (1883-1914), schlug eine erfolgreiche Karriere als Koloratursopranistin ein, kam aber jung bei einem Verkehrsunfall ums Leben.Die Stimme von Franceso Tamagno verkörperte das Ideal des italienischen Heldentenors schlechthin. Die elementare Wucht dieser Stimme, ihre bezwingende Dramatik und ihr metallisch aufstrahlender Glanz in den hohen Lagen sind noch auf seinen Schallplatten bewundernswert.Lit.: M.Corsi: "Francesco Tamagno" (Mailand, 1937, Neudruck New York, 1977).Schallplatten wurden in den Jahren 1903, einige auch noch 1905, auf G&T aufgenommen und haben größten Dokumentarwert. |
|
|
|