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Lieban Julius
tenore

Er war der Sohn eines jüdischen Kantors, der u.a. an der Synagoge von Brünn (Brno) tätig war. Drei seiner Brüder, Adalbert, Adolf und Siegmund Lieban, wurden wie er Sänger. Mit 14 Jahren entfloh er aus seinem Elternhaus. Er spielte als Geiger in einer Zigeunerkapelle, dann im Orchester des Theaters an der Wien in Wien. Er studierte schließlich Gesang bei Joseph Gänsbacher in Wien. 1878 erfolgte sein Bühnendebüt am Opernhaus von Leipzig, dem er bis 1881 angehörte. 1879 wirkte er dort in der Uraufführung der Oper "Der Rattenfänger von Hameln" von V.Nessler mit. Er sang in Leipzig zuerst Baritonpartien wie den Rigoletto und den Grafen Luna im "Troubadour" (was er auch später noch gelegentlich tat, so 1910 an der Berliner Hofoper den Leporello), wurde dann aber ein international bekannter Tenor-Buffo. 1882-83 nahm er an der großen Europa-Tournne mit Angelo-Neumanns reisendem Wagner-Theater teil, bei der er als Mime im Nibelungenring große Bewunderung erregte. Als er mit dem Wagner-Ensemble von Angelo Neumann in Bologna gastierte, wurde er bei einem Konzert durch die italienische Königin Margherita besonders geehrt. Richard Wagner selbst hielt ihn für den besten Mime, den er je gehört habe; seltsamerweise wurde er aber nie zu den Bayreuther Festspielen eingeladen. 1882 wurde er an die Berliner Hofoper verpflichtet, deren gefeierter Tenor-Buffo er bis 1912 blieb. An der Berliner Hofoper wirkte er 1892 in der Uraufführung der Oper "Boabdil" von Moritz Moszkowski, im gleichen Jahr 1892 in der von F. von Weingartners "Genesius", 1898 in der von "Don Quixote" von Wilhelm Kienzl, 1899 in "Regina", einem nachgelassenen Werk von Lortzing, 1902 in "Heilmar, der Narr" von W.Kienzl, am 15.12.1904 in der (erfolglosen) Uraufführung von Leoncavallos "Roland von Berlin" mit. 1907 nahm er an der Berliner Premiere von Puccinis "Madame Butterfly" teil. Beim Salzburger Mozartfest von 1910 sang er den Monostatos in der "Zauberflöte". 1912-15 war er an der Städtischen Oper Berlin engagiert (wo er 1914 in der Uraufführung von I.Waghalters "Mandragola" auftrat), sang aber seit 1915 wieder oft als Gast an der Berliner Hof-, der späteren Staatsoper. Er gab Gastspiele an führenden europäischen Theatern und arbeitete in Berlin als Pädagoge. Zu seinen Schülern gehörten u.a. Ejnar Forchhammer, Peter Cornelius, Albert Reiss und Mafalda Salvatini. Er war verheiratet mit der Sopranistin Helene Lieban-Globig (1866-1916), die auch an der Berliner Hofoper engagiert war. An seinem 75. Geburtstag sang er an der Staatsoper Berlin nochmals seinen unvergleichlichen Mime. Obwohl er Jude war, konnte er die Zeit des Nationalsozialismus mit ihren Judenverfolgungen überstehen.Schallplatten: Aufnahmen auf G&T (Berlin, 1903 und 1907), Lyrophon (Berlin, 1904-05), Odeon (Berlin, 1905), Favorit, Homophon, HMV, Künstler-Phonographen-Walzen (um 1900), Edison-Zylinder, Beka (Berlin, 1906-07, hier auch Duette mit seiner Gattin Helene Lieban-Globig). Auf G&T sang er den Alfred in der denkwürdigen ersten vollständigen Aufnahme der "Fledermaus" von 1907, den Dancairo in einer ähnlichen "Carmen"-Aufnahme von 1908). Auf Lyrophon existiert eine Quartettaufnahme der vier Lieban-Brüder.

 

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