Eigentlich Maria Anna Cecilia Sophia Kalogeropoulos. Sie kam mit 13 Jahren nach Griechenland und wurde zuerst durch die Gesanglehrerin Maria Trivella, dann am Konservatorium von Athen durch die spanische Sopranistin Elvira de Hidalgo ausgebildet. Während ihres Studiums kam es wahrscheinlich bereits 1938 zu einem semiprofessionellen Debüt als Santuzza in 'Cavalleria rusticana'. In den Jahren des Zweiten Weltkrieges sang sie an der Oper von Athen u.a. im Januar 1942 die Beatrice in der Operette 'Boccaccio' von F. von Suppé (ihr offizielles Debüt), dann die Tosca (mit Tito Xirelli als Scarpia), 1943 die Martha in 'Tiefland' von d'Albert, 1944 die Smaragda in der griechischen Oper 'O Protomastoras' von M.Kalomiris und die Leonore im 'Fidelio', 1945 die Laura im 'Bettelstudenten' von Millöcker. Sie erregte in Athen zwar als Tosca Aufsehen, doch war durch die Kriegs- und Besatzungsverhältnisse die Entwicklung einer internationalen Karriere von dort aus nicht möglich. So ging sie im September 1945 in die USA, wo sie jedoch kein Engagement fand. Ihre Stimme wurde durch den berühmten Tenor Giovanni Zenatello in den USA entdeckt, der ihr ein Engagement bei den Festspielen in der Arena von Verona vermittelte, die er 1913 begründet hatte. Im Sommer 1947 sang sie bei den Festspielen von Verona die Titelpartie in 'La Gioconda' von Ponchielli und hatte einen überwältigenden Erfolg. Hier lernte sie auch den italienischen Industriellen Giovanni Battista Meneghini kennen, den sie 1949 heiratete, von dem sie sich aber 1959 wieder trennte. (Es kam dann zu einer Beziehung zwischen ihr und dem griechischen Reeder und Multimillionär Aristides Onassis, der sie jedoch schließlich verließ und die Witwe des amerikanischen Präsidenten Kennedy heiratete). Bei den Festspielen von Verona hatte sie in den Jahren 1947-48 und 1952-54 ihre großen Erfolge. Es schlossen sich Triumphe an den großen italienischen Bühnen an. Es schien zunächst, als ob Maria Callas sich dem dramatischen, ja dem Wagner-Repertoire zuwenden würde; sie sang 1949 an der Oper von Rom die Kundry im 'Parsifal' und 1950 die Isolde im 'Tristan', 1949 am Teatro Fenice Venedig, und auch am Teatro Massimo Palermo, die Brünnhilde in der 'Walküre'. Dann aber überraschte sie die Fachwelt damit, daß sie 1948 am Teatro Fenice in Venedig eine der schwierigsten Koloratur-Partien, die Elvira in 'I Puritani' von Bellini, sang. Seitdem galt sie als der Typ der dramatischen Koloratursopranistin schlechthin. 1950 begann sie eine grandiose Karriere an der Mailänder Scala (Antrittsrolle: Aida), sang beim Maggio musicale von Florenz (u.a. 1951 in der Uraufführung der nachgelassenen Oper 'Orfeo ed Euridice' von Joseph Haydn), an der Londoner Covent Garden Oper, (1952-53, 1957-59, 1964), an der Grand Opéra Paris, in Mexico City, Rio de Janeiro, Chicago (1954-56), San Francisco, Dallas (1958-59), Berlin und Wien. 1950 gestaltete sie an der Oper von Rom, 1955 an der Scala die Fiorilla in 'Il Turco in Italia' von Rossini. Große Triumphe an der Scala 1954 in der Titelpartie von Cherubinis 'Medea' (die sie 1953 erstmalig in Florenz vorgetragen hatte), 1955 als Amina in 'La Sonnambula' von Bellini, 1958 als Imogene in Bellinis 'Il Pirata', 1957 als Titelheldin in Glucks 'Iphigénie en Tauride', 1960 als Paolina in 'Poliuto' von Donizetti. Als 'Regina della Scala' ging sie in die Theatergeschichte ein. 1956 stand sie erstmalig auf der Bühne der New Yorker Metropolitan Oper, und zwar als Norma von Bellini. Während drei Spielzeiten (1956-59) wurde sie dann auch dort gefeiert. 1957 umjubelte man sie bei den Festspielen von Edinburgh als Amina in Bellinis 'La Sonnambula' im Verdi-Jahr 1951 in Florenz als Elena in 'I Vespri Siciliani', 1953 dort in Cherubinis 'Medea' aufgetreten. Am 2.1.1958 kam es an der Oper von Rom zu einem großen Skandal, als sie in einer Vorstellung von 'Norma' (in Anwesenheit des italienischen Staatspräsidenten) sich während der Vorstellung weigerte, weiter aufzutreten und das Haus verließ. 1965 kehrte sie wieder für eine Saison an die Metropolitan Oper zurück und hatte dort nun vor allem als Tosca glänzende Erfolge. Insgesamt hat sie an der Metropolitan Oper vier Partien (Lucia di Lammermoor, Norma, Traviata, Tosca) in 21 Vorstellungen zum Vortrag gebracht. 1960 begeisterte sie das Publikum im antiken Theater von Epidauros als Norma. Ihr letzter Bühnenauftritt fand am 5.7.1965 an der Covent Garden Oper London als Tosca statt. 1970 übernahm sie die Titelrolle in dem Pasolini-Film 'Medea'. 1973 führte sie in der Eröffnungsvorstellung des neu erbauten Teatro Regio in Turin Regie in Verdis 'Sizilianischer Vesper'. 1973 unternahm sie eine große Konzert-Tournee durch die europäischen Musikzentren zusammen mit dem Tenor Giuseppe di Stefano, konnte aber nicht mehr an ihre früheren Erfolge anknüpfen und brach die Tournee ab. Seit 1971 pädagogische Tätigkeit an der Juilliard Music School New York. Dem letzten Willen der Künstlerin entsprechend wurde ihre Asche in einer ergreifenden Zeremonie durch den griechischen Wissenschaftsminister am 3.6.1979 von einem Schnellboot der Kriegsmarine in das Ägäische Meer gestreut. Maria Callas gehört zu den größten Persönlichkeiten in der Geschichte der Gesangskunst überhaupt. Ihre Stimme vereinigte in kaum mehr bekannter Weise brillanteste Koloraturtechnik mit physischer Kraft und glutvoller Dramatik des Vortrages; dazu war sie eine mitreißende Darstellerin. Ein besonderes Verdienst erwarb sie sich durch die Wiederbelebung zahlreicher in Vergessenheit geratener Belcanto-Opern von Bellini, Rossini, Donizetti und Cherubini, wie sie denn überhaupt über ein fast unbegrenztes künstlerisches Gestaltungsvermögen verfügte. Nicht zuletzt führte sie den Nachweis, daß die Primadonna assoluta, wie sie für das 18. und 19. Jahrhundert typisch war, auch unter den veränderten Verhältnissen der Gegenwart durchaus ihren Anspruch auf Exklusivität durchsetzen kann. Lit.: J.Ardoin & G.Fitzgerald: 'The Callas Legacy' (1974); H.Wisneski: 'Maria Callas. The Art behind the Music' (New York, 1975); J.Ardoin & George Jellinek: 'Callas' (New York, 1960); A.Stassinopoulos: 'Maria-Beyond the Callas Legend' (London, 1980); Leo Riemens: 'Maria Callas' (1959, erste Biographie überhaupt); C.Cederna: 'Callas-Chi è?' (Mailand, 1968); F.Herzfeld: 'Maria Meneghini Callas' (Berlin, 1960); St. Galantopoulos: 'Callas la Divina' (London, 1963); T.Picchetti & M.Tegli: 'El arte de Maria Callas' (Buenos Aires, 1969); G.Battista Meneghini & P.Allegri: 'Maria Callas, mia moglie' (Mailand, 1981); J.Kesting: 'Maria Callas' (Düsseldorf, 1990); Michael Scott ('Maria Meneghini-Callas' (1991); M.Bux: 'Maria Callas' (München, 1994). Zahlreiche weitere biographische Publikationen. |
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