| Pagliughi Lina | soprano |
Sie war die Tochter italienischer Auswanderer und wurde in San Francisco in einem völlig italienischen Milieu erzogen, so daß sie nicht einmal perfekt Englisch sprechen lernte. Als Wunderkind gab sie schon mit elf Jahren Konzerte. Sie wurde durch die große Primadonna Luisa Tetrazzini entdeckt, die das zwölfjährige Mädchen mit nach Mailand nahm, wo sie durch Gaetano Bavagnoli ausgebildet wurde. Bereits zu dieser Zeit bewunderte man ihren ungewöhnlichen Stimmumfang, der drei und eine halbe Oktave umfaßte. Mit zwanzig Jahren debütierte Lina Pagliughi 1927 am Teatro Nazionale in Mailand als Gilda im "Rigoletto". Im gleichen Jahr heiratete sie den Tenor Primo Montanari (1895-1972). 1928 hatte sie am Teatro Vittorio Emanuele in Turin einen aufsehenerregenden Erfolg als Lucia di Lammermoor. 1929-30 trat sie zusammen mit ihrem Gatten an der Italienischen Oper in Holland auf. In Italien sang sie an allen großen Theatern, besonders an der Mailänder Scala (1930-31, 1937-38, 1940, 1947). Hier feierte man sie 1937 als Sinaida in Rossinis Oper "Mosè in Egitto" und in "Il Guarany" von Carlos Gomes (mit Benjamino Gigli als Partner), 1940 als Gilda im "Rigoletto". 1932 unternahm sie mit der Imperial Grand Opera Company, der auch Primo Montanari angehörte, eine sehr erfolgreiche Gastspieltournee in Australien. 1938 kam es zu ihrer ersten Nordamerika-Tournee; dort trat sie nur in Konzerten, nicht aber auf der Bühne, auf. Diese Konzerte gab sie zum Teil in Kostümen aus der Viktorianischen Zeit. 1940 sang sie an der Oper von Rom die Königin der Nacht in der "Zauberflöte". Bis 1956 gehörte sie zu den führenden Koloratricen ihrer Generation und wurde in aller Welt bewundert. Man hörte sie an der Covent Garden Oper London (1938 Gastspiel als Gilda im "Rigoletto"), in Paris und Brüssel und in Südamerika sowie bei mehreren Nordamerika-Tourneen. Sie trat auch bei den Festspielen im Rahmen des Maggio musicale von Florenz, vor allem aber bei den Festspielen in den Thermen des Caracalla in Rom, auf. 1947 sang sie nochmals sehr erfolgreich an der Scala die Titelheldin in "Lucia di Lammermoor" als Partnerin von Benjamino Gigli. Zu ihren großen Bühnenpartien gehörten auch die Königin der Nacht und die Titelfigur in "Le Rossignol" von Strawinsky. Weithin wurde sie durch ihre Rundfunksendungen in Italien (vor allem durch Sendungen im Verdi-Gedenkjahr 1951) und durch ihre zahlreichen Schallplattenaufnahmen bekannt. Ihre Tätigkeit auf all diesen Gebieten setzte sie bis 1956 fort. Dann wirkte sie als Pädagogin in Mailand.Ihr Koloratursopran wurde durch eine zarte Klangtönung und durch eine brillante Gesangtechnik ausgezeichnet. Man bewunderte ihre Kunst vor allem in den schwierigen Belcanto-Partien von Rossini, Bellini und Donizetti.Schöne Aufnahmen auf HMV (vollständige Oper "Rigoletto" von 1928, der einige Solo-Aufnahmen folgten) und Cetra ("La Sonnambula", "Rigoletto", "Regimentstochter" von Donizetti, "Un Giorno di Regno" von Verdi, "Lucia di Lammermoor", "Falstaff"). |
|
|
|