| Schorr Friedrich | baritono
[ 1888 - 1953 ]
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Er war der Sohn des bekannten jüdischen Kantors Mayer Schorr (*11.10.1856 Faltis|,eni in Rumänien, ?24.12.1913 Wien), der 1891 an die Große Wiener Synagoge berufen wurde, und der u.a. von Gustav Mahler sehr geschätzt wurde. Friedrich Schorr wollte ursprünglich Jurist werden, studierte dann aber Gesang bei Adolf Robinson in Brünn und setzte seine Ausbildung in Wien fort. Er debütierte 1912 am Stadttheater von Graz als Wotan in der "Walküre". Bis 1916 war er in Graz engagiert, 1916-18 sang er am Deutschen Theater von Prag, 1918-23 am Opernhaus von Köln. 1923 bereiste er mit der German Opera Company Nordamerika. 1924 wurde er dann an die Metropolitan Oper New York berufen (Antrittspartie: Wolfram im "Tannhäuser"). Bis 1943 ist er ein gefeiertes Mitglied dieses Opernhauses geblieben, an dem er in zwanzig Spielzeiten in 356 Vorstellungen (dazu in 71 Vorstellungen bei der alljährlichen Gastspiel-Tournee des Ensembles) und in 18 verschiedenen Partien auftrat; man schätzte ihn in New York wie in aller Welt als großen Wagner-Bariton. Er sang an der Metropolitan Oper aber auch in den Erstaufführungen der Opern "Elektra" von Richard Strauss (1932 als Orest), "Jonny spielt auf" von E.Kr|venek (1929) und "Schwanda der Dudelsackpfeifer" von J.Weinberger (1931). Er trat an der Metropolitan Oper als Jochanaan in "Salome", als Pizarro im "Fidelio" und als Faninal im "Rosenkavalier" auf. In den Jahren 1923-33 war er alljährlich an der Berliner Staatsoper zu Gast. Hier hörte man ihn in den Premieren der Opern "Doktor Faust" von Busoni (1927) und "Die Ägyptische Helena" von R.Strauss (1928), am 21.10.1924 in der Uraufführung der Oper "Die Zwingburg" von Ernst Kr|venek, am 10.12.1928 in der Uraufführung der Oper "Der singende Teufel" von Franz Schreker. Auch an der Staatsoper von Wien ist er regelmäßig aufgetreten. 1924 (Debüt als Wotan im "Rheingold") und 1930-31 war er an der Covent Garden Oper London zu hören. 1926 gastierte er am Teatro Colón Buenos Aires; 1929 Gastspiel an der Berliner Kroll-Oper als Titelheld in der romantischen Oper "Hans Heiling" von Marschner. 1930 sang er an der Pariser Grand Opéra den Wotan in der "Walküre", 1935 den Kurwenal im "Tristan". 1931-32, 1935-36 und 1938 trat er als Gast an der Oper von San Franmcisco auf. 1925 wirkte er erstmals bei den Festspielen von Bayreuth mit, und bis zum Sommer 1931 stand er dort als Wotan im Ring-Zyklus im Mittelpunkt der Festspiele. Seit 1933 konnte er als Jude in Deutschland, seit 1938 auch nicht mehr in Österreich auftreten. 1943 nahm er von der Bühne Abschied, indem er als letzte Partie an der Metropolitan Oper den Wanderer im "Siegfried" sang. Er trat aber noch im Konzertsaal auf und inszenierte an der New York City Centre Opera Wagner-Opern. Er wurde 1943 Direktor der Manhattan School of Music in New York. Zugleich leitete er ein Studio für Operngesang an der Hartt School in Hartford (Connecticut). Zu seinen Schülern gehörten so bedeutende Sänger wie Cornell MacNeill, Ezio Flagello, Arturo Sergi, Marilyn Tyler, Grace Hoffman und Carlos Alexander. Verheiratet mit der Sopranistin Anna Scheffler-Schorr (?1951).Friedrich Schorr war der bedeutendste Wagner-Bariton seiner Zeit, vielleicht unseres Jahrhunderts; mit seiner voluminösen, kraftvoll geführten, aber auch zu lyrischem Ausdruck fähigen Stimme gestaltete er Partien wie den Hans Sachs oder den Wotan in unvergeßlicher Weise; dabei galt seine Textbehandlung als vorbildlich.Schallplatten: Polydor, Brunswick, HMV (h-moll-Messe von J.S. Bach), Victor ("Liederkreis" von R.Schumann). Dazu sind Mitschnitte von Opernaufführungen aus der New Yorker Metropolitan Oper vorhanden: auf Bruno Walter Society als Hans Sachs in den "Meistersingern", auf EJS als Wotan im "Rheingold" (1938) und in der "Walküre" (1940), auf Legendary Recordings als Wanderer im "Siegfried" (1937); auf Koch/Schwann wurden Archivaufnahmen aus der Wiener Oper (Fragmente aus Wagner-Aufführungen) veröffentlicht. -- Von der Stimme seines Vaters Mayer Schorr existieren zwei sehr seltene Columbia-Aufnahmen mit synagogaler Musik (Wien, 1903). |
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