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Staudigl Joseph
basso

Sohn eines Försters. 1816 wurde er Sängerknabe in Wiener-Neustadt. 1823 begann er im Stift Zwettl das Theologiestudium und trat 1825 in das Benediktiner-Stift Melk ein. 1827 verließ er im Einvernehmen mit der Leitung des Stifts den Orden; er studierte jetzt Medizin, trat dann aber dem Chor des Wiener Theaters am Kärntnertor bei. Dort sang er dann auch bereits kleine Rollen. Als 1836 ein Sänger erkrankte, übernahm er für diesen die Partie des Pietro in "La Muette de Portici" (unter dem Titel "Masaniello" in Wien gegeben) von Auber und hatte dabei einen sensationellen Erfolg. Obwohl er sogleich einen Fünfjahresvertrag erhielt, ließ er sich weiter von dem berühmten Giuseppe Ciccimarra in Wien ausbilden. Er erwies sich nun auch als ein großer Oratorien-und Konzertbassist. Seit 1831 war er Mitglied der Kaiserlichen Hofkapelle. 1833 erschien er als Solist in den "Jahreszeiten", 1837 in der "Schöpfung" von Haydn und galt seitdem als führender Oratoriensänger der österreichischen Metropole wie des ganzen deutschen Sprachraums. 1839 wirkte er am Theater am Kärntnertor in der Uraufführung der Oper "Die Genueserin" von Peter Jospeh von Lindpaintner mit. Er sang 1845-48 am Theater an der Wien in Wien, u.a. zusammen mit Jenny Lind bei deren Gastspielauftritten in Wien. Am 31.5.1846 gestaltete er am Theater an der Wien in der Uraufführung der Oper "Der Waffenschmied" von Lortzing die Partie des Stadinger und war 1848-54 einer der führenden Sänger der Wiener Hofoper. 1841 gastierte er sehr erfolgreich am Drury Lane Theatre London (wo er bereits zuvor als Oratoriensolist aufgetreten war) als Kaspar im "Freischütz" von Weber, als Lysiart in dessen "Euryanthe" und als Sarastro in der "Zauberflöte". 1842 war er mit einer deutschen Operngesellschaft an der Covent Garden Oper London anzutreffen; jetzt sang er dort den Marcel in der englischen Erstaufführung der "Hugenotten" von Meyerbeer, 1843 am gleichen Haus den Oroveso in Bellinis Oper "Norma". Am 26.8.1846 kreierte er beim Festival von Birmingham das Baß-Solo in Mendelssohns "Elias". 1847 gastierte er am Her Majesty's Theatre London als Bertram in "Robert le Diable" von Meyerbeer in einer Vorstellung, in der die berühmte Jenny Lind ihr englisches Debüt gab. 1854 nahm der in Wien überaus beliebte Sänger auf der Bühne der Hofoper von seinem Publikum Abschied. 1855 gastierte er nochmals an vier Abenden in Budapest. Am Palmsonntag 1856 sang er in Wien das Baßsolo in der "Schöpfung" von Haydn; im gleichen Jahr kam es zu seinem letzten Bühnenauftritt in Brünn. Der sehr vielseitig begabte Künstler, der gerne zeichnete, Bilder malte, sich mit der damals aufkommenden Daguerreotypie beschäftigte und selbst eine Anzahl interessanter Lieder komponierte, verfiel dann leider zunehmend in eine unheilbare Geisteskrankheit. 1857 mußte er in die geschlossene Anstalt Michaelbeuerngrund aufgenommen werden. Er war seit 1831 mit Henriette Putz, einer Tochter des bekannten Maschinendirektors des Stuttgarter Hoftheaters, verheiratet. Sein jüngster Sohn, der ebenfalls den Namen Josef Staudigl (1850-1916) trug, wurde ein bedeutender Baß-Bariton und hatte an der New Yorker Metropolitan Oper wie bei den Festspielen von Bayreuth, in Berlin und Hamburg eine große Karriere.

 

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