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Schröder-Devrient Wilhelmine
soprano [ 1804 - 1860 ]

Sie war die Tochter des Schauspielers und Sängers Friedrich Schröder (1744-1816) der 1789 in Mainz als erster den Titelhelden im "Don Giovanni" in deutscher Sprache gesungen hatte und später als Theaterdirektor wirkte; ihre Mutter Antoinette Sophie Schröder-Bürger (1781-1868) war zu Beginn ihrer Karriere in St. Petersburg und Reval (Tallinn) als Sängerin aufgetreten und wurde dann eine hochberühmte Schauspielerin. Auch Wilhelmine Schröder-Devrient trat zunächst in Hamburg und Wien als Tänzerin und als Schauspielerin (u.a. als Ophelia im "Hamlet") auf, studierte dann aber bei Mozatti in Wien Gesang, später bei dem Pädagogen Johann Aloys Miksch in Dresden. Am 20.1.1821 debütierte sie am Theater am Kärntnertor in Wien als Pamina in der "Zauberflöte". Sie hinterließ sogleich einen großen Eindruck. Als Carl Maria von Weber dort 1822 seinen "Freischütz" dirigierte, war er von ihrer Leistung in der Partie der Agathe so begeistert, daß er sie für die beste Interpretin dieser Rolle hielt und meinte, sie habe mehr in diese Rolle hineingelegt als er als Komponist darin vermutet habe. 1824 sang sie in der Dresdner Premiere von Webers "Euryanthe" die Titelrolle unter der Leitung des Komponisten. Am 22.11.1822 rief ihre Interpretation der Leonore in Beethovens "Fidelio" eine wahre Sensation in der österreichischen Metropole hervor; einmal hatte sie damit die große Partie für ihre ganze Karriere gefunden, andererseits verhalf sie der Oper zu ihrem endgültigen Durchbruch. (Während der Vorstellung saß der völlig ertaubte Beethoven in den Kulissen auf der Bühne und verfolgte begeistert ihre grandiose Darstellung). Seit 1822 war sie die große Primadonna der Dresdner Hofoper. Richard Wagner, dem sie erstmals 1835 bei einem Gastspiel in Magdeburg (wo er als Kapellmeister wirkte) begegnete, schrieb in einem Brief an die Sängerin, daß ihre Darstellung der Leonore in ihm das entscheidende Gefühl geweckt habe, daß er zum Opernkomponisten berufen sei. 1822-47 gehörte sie zum Ensemble der Dresdner Hofoper; dort heiratete sie den Schauspieler Karl Devrient, von dem sie sich jedoch 1828 wieder trennte; aus dieser Ehe gingen zwei Kinder hervor. Sie ging später zwei weitere Ehen ein, und zwar 1842 mit einem sächsischen Offizier, Herrn von Döring, der sie hinterging und finanziell ausbeutete, schließlich 1850 mit dem livländischen Baron Heinrich von Bock. In Dresden erreichte die Künstlerin schnell den Höhepunkt ihrer Laufbahn; man bewunderte sie vor allem in Partien wie der Donna Anna im "Don Giovanni", der Euryanthe in der gleichnamigen Oper von Weber, der Rezia in dessen "Oberon", der Norma in Bellinis Oper, dem Romeo in "I Capuleti ed I Montecchi" von Bellini, der Valentine in den "Hugenotten" von Meyerbeer und der Desdemona in Rossinis "Otello". 1828 gastierte sie an der Berliner Hofoper, 1830-32 in Paris (Debüt an der Grand Opéra als Agathe am 6.5.1830). 1832 sang sie am Londoner King's Theatre die Leonore im "Fidelio", die Donna Anna und die Lady Macbeth in einer Oper "Macbeth" von Hippolyte Chélard, der in dieser Saison dort als Dirigent tätig war. 1833 bewunderte man sie am gleichen Theater als Agathe, als Euryanthe, als Pamina und als Desdemona in "Otello" von Rossini, 1837 nochmals als Leonore, als Amina in "La Sonnambula" von Bellini und als Norma. An der Dresdner Oper war sie es, die die Überleitung von der Ära Webers zu der des aufkommenden Richard Wagner übernahm. Am 20.10.1842 sang sie dort in der Uraufführung von Wagners "Rienzi" die Partie des Adriano, am 2.1.1843 die Senta im "Fliegenden Holländer", am 19.10.1845 die Venus im "Tannhäuser". 1843 gestaltete sie die Titelheldin in Glucks Oper "Armide" in Berlin unter der Leitung von Meyerbeer, in Dresden unter Wagner. 1847 gab sie in Dresden ihre Abschiedsvorstellung in der Titelpartie in Glucks "Iphigenie in Aulis", ebenfalls eine ihrer Glanzrollen. Ihr letzter Auftritt war am 17.12.1847 an der Oper von Riga. Wegen ihrer Teilnahme am Dresdner Maiaufstand von 1849 wurde sie aus Sachsen ausgewiesen, konnte aber später wieder nach Dresden zurückkehren. Sie zog sich ins Privatleben zurück, gab aber 1856 nochmals Liederabende in Berlin. Sie starb plötzlich während eines Besuchs bei ihrer Schwester Auguste Schröder-Schloenbach (1810-74), die als Schauspielerin am Hoftheater von Coburg wirkte. Sie fand ihre letzte Ruhestätte auf dem Trinitatis-Friedhof in Dresden.Wilhelmine Schröder-Devrient gehört zu den bedeutendsten Sängerpersönlichkeiten aller Zeiten. Sie war die erste große Sänger-Schauspielerin wie man das in diesem Ausmaß bislang nicht gekannt hatte. Hatten die Sängerinnen früherer Epochen weniger Wert auf die Darstellung ihrer Rollen sondern mehr auf die Perfektion des Gesangs gelegt, so wurden bei ihr Gesang und Darstellung zu einer untrennbaren Einheit, womit sie den Komponisten ganz neue Möglichkeiten erschloß. Wagner erkennt dies in seiner Schrift "Über Schauspieler und Sänger", die er der verehrten Sängerin gewidmet hatte, dankbar an. Ihre Leonore im "Fidelio" ist als unvergleichliche und unerreichbare Leistung in die Geschichte der Gesangskunst eingegangen; der große Pianist Ignaz Moscheles stellte ihre Gesangskunst über die der unvergeßlichen Maria Malibran.Lit.: C.Hagemann: "Wilhelmine Schröder-Devrient" (Berlin, 1904, Neudruck Wiesbaden, 1947); A. von Wolzogen: "Wilhelmine Schröder-Devrient" (Leipzig, 1869); C. von Glümer: "Erinnerungen an W.Schröder-Devrient" (Leipzig, 1862).

 

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