| Raaff Anton | tenore |
Ursprünglich sollte er Priester werden und studierte Theologie am Jesuitengymnasium in Köln. Dann war er bis 1736 Haushofmeister bei dem Grafen von Gudenau in seinem Heimatrort Gelsdorf. Dort wurde seine Stimme durch den musikbegeisterten Kurfürsten Clemens August, Erzbischof von Köln, entdeckt, der ihn zu seinem Bruder, dem Kurfürsten von Bayern, nach München schickte. Hier erfolgte seine Ausbildung zum Sänger durch den Pädagogen G.Ferrandini. 1736 debütierte er in München in einer Oper seines Lehrers Ferrandini. Dann vervollkommnete er seine Ausbildung bei dem berühmten Kastraten Antonio Bernacchi in Bologna. 1738 begann er seine Bühnenkarriere in Italien mit erfolgreichen Auftritten in Florenz, 1739 sang er in Venedig. 1742 kehrte er nach Deutschland zurück und hatte jetzt große Erfolge bei Auftritten an verschiedenen deutschen Hoftheatern, u.a. in Bonn und in Frankfurt a.M.. 1749 sang er in Wien (wo Metastasio anmerkte "er singt wie ein Engel"), 1750 und 1751 in Italien. Hier wirkte er am Teatro Regio Turin in der Uraufführung der Oper "La vittoria d'Imenee" von Baldassare Galuppi mit, die am 7.6.1750 anläßlich der Hochzeit des Herzogs Amadeo von Piemont mit der spanischen Infantin Maria Antonia stattfand. 1755 war er zu Gast in Lissabon und Madrid. In Madrid sang er zusammen mit dem in aller Welt bekannten Kastraten Farinelli, der damals auch im politischen Leben in Spanien eine große Rolle spielte. Als dieser 1759 Spanien verlassen mußte, begleitete Anton Raaff ihn nach Neapel. 1770 erschien er am Hof des Kurfürsten Carl Theodor in Mannheim, der ihn mit dem fürstlichen Gehalt von 1500 Gulden im Jahr in seiner Hofkapelle anstellte. Dort hörte ihn Mozart 1777 bei einer Probe zu der Oper "Günther von Schwarzburg" von Ignaz Holzbauer (in deren Uraufführung am 5.1.1777 er mitwirkte), beurteilte aber seine Leistungen recht kritisch. Dennoch schrieb er für ihn 1778 die Konzertarie für Tenor KV 295 "Se al labbrio mio non credi". (Bei dieser Gelegenheit schreibt Mozart, daß er seine Arie für den Sänger komponiert habe "wie einen maßgeschneiderten Rock"). Bei den Feierlichkeiten anläßlich der Vermählung des Kurfürsten Carl Theodor und bei der Kaiserkrönung in Frankfurt a.M. trat er als Solist auf. 1778 zog der berühmte Sänger mit dem Kurfürstlichen Hof von Mannheim nach München um. In München sang er am 29.1.1781 in der Uraufführung von Mozarts Oper "Idomeneo" die Titelpartie. Damals war er bereits nahezu 67 Jahre alt und nach seinen eigenen brieflichen Zeugnissen nicht mehr in der Lage, Noten so lange anzuhalten wie in seiner Glanzzeit. Mozart nimmt ebenfalls in seiner Korrespondez auf diese Schwierigkeiten des Sängers Bezug und betont, daß er bei der Komposition der Partie darauf Rücksicht genommen habe. Die große Arie des Idomeneo "Fuor del mar" gibt demnach wohl ein zutreffendes Bild von den stimmlichen Qualitäten und Möglichkeiten des Künstlers zur Zeit der "Idomeneo"-Uraufführung. Seine Stimme blieb ihm sehr lange erhalten; der Tenor Michael Kelly teilt für 1789 mit, daß diese sich (inzwischen war der Sänger 73 Jahre alt geworden) noch in guter Verfassung befunden habe. Sein Familienname kommt auch in der Form Raff vor.Lit.: "Anton Raaff" (Dissertation, Bonn, 1929). |
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