| Marchesi Luigi | soprano |
Er erhielt ersten musikalischen Unterricht durch seinen Vater, der Posaunist war. Gesang studierte er dann bei dem Kastraten Caironi in Modena, bei Fioroni und bei Albuzzi in Mailand. Während seiner Ausbildung sang er im Chor der Mailänder Kathedrale. 1773 debütierte er auf der Bühne des Teatro delle Dame in Rom in der Oper "L'Incognita perseguitata" von Pasquale Anfossi (wahrscheinlich bereits in deren Uraufführung am 9.1.1773). 1775 trat er mit ungewöhnlichen Erfolgen in Venedig auf. Seit 1776 gehörte er für zwei Jahre der Münchner Hofkapelle an. 1777 hörte man ihn in Mailand, 1778 am Teatro San Carlo Neapel. 1779 begeisterte er in Florenz sein Publikum in den Opern "Castore e Polluce" von Bianchi und "Achille in Sciro" von Sarti. Das Rondo aus der letztgenannten Oper "Mia speranza, io pur vorrei", das er in immer neuen Variationen zum Vortrag brachte, wurde seine besondere Glanznummer. 1779 erschien er an der Mailänder Scala in der Uraufführung der Oper "Armida" des tschechischen Komponisten Joseph Myslivec|vek; 1782 feierte man ihn in Turin in der Oper "Il Trionfo della Pace" von Francesco Bianchi, worauf er die Ernennung zum Hofsänger des Königs von Sardinien erhielt. 1785 sang er an der Wiener Hofoper und erhielt für sechs Vorstellungen die (unglaubliche) Summe von 6500 Dukaten. 1786-88 unternahm er zusammen mit dem Komponisten Giuseppe Sarti und der Primadonna Luisa Todi eine überaus erfolgreiche Rußland-Tournee, wobei er namentlich in St. Petersburg gefeiert wurde. 1788 kam er nach London; dort rief sein Auftreten in "Giulio Sabino" von Giuseppe Sarti eine wahre Sensation hervor. Vor allem das weibliche Publikum begeisterte sich für den Sänger, dessen äußere Erscheinung auf der Bühne ebenso attraktiv war wie die Virtuosität seines Gesangsvortrags. Der Kritiker Mount Edgcumbe war von seiner Kunst sehr angetan; er fand ihn "...incomparable in recitative and scenes of energy and passion...had he been less lavish of ornaments, which were not always appropriate, and possessive of a more pure and simple taste, his performance would have been faultless". Stendhal spricht von seiner glänzenden Improvisationskunst. 1788 huldigte man ihm an der Mailänder Scala, als er in der Oper "Olimpiade" von Cimarosa auftrat, 1794 wirkte er dort in der Uraufführung der Oper "Demofoonte" von Portogallo mit. 1796 weigerte er sich, beim Einzug des siegreichen Napoleon in Mailand zu singen. Nach dem Sieg Napoleons bei Marengo wirkte er jedoch an der Scala in einer Gala-Vorstellung für den Sieger als Partner der Primadonna Josephina Grassini mit. In Venedig kam es zu Auseinandersetzungen innerhalb des Publikums, das sich teils für ihn, teils für die Sängerin Luisa Todi einsetzte. Am 21.4.1801 sang er in der Uraufführung von Simone Mayrs "Ginevra di Scozia", mit der das neu erbaute Teatro Nuovo in Triest eröffnet wurde, 1805 an der Mailänder Scala in der Uraufführung einer weiteren Oper von Simone Mayr "Eraldo ed Emma". Bis 1806 ist er dann noch in Mailand als einer der großen Vertreter des Kastratengesangs aufgetreten, der allmählich seinem Ende entgegenging, vor allem in Opern von Cimarosa, Zingarelli (u.a. 1803 an der Scala in der Uraufführung von "Il Bevitore fortunato"), Simone Mayr, Bianchi, Sarti, Myslivec|vek und weiterer damaliger Komponisten. Er war auch als Komponist tätig und publizierte mehrere Lieder und Arien (darunter die Arie "In seno quest' alma"), die in London, Wien und Bonn erschienen. Man kannte ihn allgemein unter dem Namen Marchesini. |
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