| Kalisch Paul | tenore |
Er war der Sohn des Schriftstellers David Kalisch, des Begründers der satirischen Zeitschrift "Kladderadatsch". Er wurde zunächst Architekt. Die weltberühmte Primadonna Adelina Patti, die ihn bei einer Soirée in Berlin hörte, riet ihm bereits dringend, die Sängerlaufbahn einzuschlagen. Dann entdeckte der große Impresario und Direktor der Hamburger Oper Bernhard Pollini erneut diese Stimme und vermittelte ihm ein Gesangstudium bei dem Pädagogen Francesco Lamperti in Mailand. 1879 debütierte er unter dem Namen Paolo Alberti am Theater von Varese als Edgardo in "Lucia di Lammermoor und sang anschließend in Rom. 1882 trat er unter dem gleichen Pseudonym an der Mailänder Scala auf. Er blieb fünf Jahre in Italien, sang dort an vielen führenden Opernhäusern und gastierte dann an der Hofoper von München. 1884 wurde er an die Berliner Hofoper verpflichtet, an der er bis 1887 mit sehr großen Erfolgen auftrat. Er hatte als Gast an den Opernhäusern von Leipzig, Frankfurt a.M. und Köln, am Stadttheater (Opernhaus) von Hamburg und an der Wiener Hofoper die gleichen Erfolge. 1887 und 1888 war er zu Gast am Her Majesty's Theatre London. 1888 folgte er einem Ruf an die Metropolitan Oper New York; im gleichen Jahr heiratete er die berühmte Sopranistin Lilli Lehmann (1848-1929), die damals ebenfalls an der Metropolitan Oper engagiert war und dort große Triumphe feierte. Auch Paul Kalisch hatte bis 1892 eine erfolgreiche Karriere an diesem Opernhaus. 1889 sang er dort den Titelhelden in der amerikanischewn Erstauffüührung der Pariser Fassung von Wagners "Tannhäuser", 1890 war er der Nureddin in der amerikanischen Erstaufführung der komischen Oper "Der Barbier von Bagdad" von Peter Cornelius. 1890 sang er an der Metropolitan Oper in einer Wohltätigkeitsvorstellung zu Ehren von Lilli Lehmann den Pollione in "Norma" von Bellini. Als Lilli Lehmann 1891 dort ihre erste Partie in italienischer Sprache (die Leonore im "Troubadour") vortrug, war er in dieser Aufführung der Manrico. Von den vielen Partien, die er auf der Bühne gesungen hat, seien noch genannt: der Titelheld in Verdis "Othello", der Alfredo in "La Traviata", der Raoul in den "Hugenotten" von Meyerbeer und der George Brown in "La Dame blanche" von Boieldieu. Nach Europa zurückgekehrt, trennte sich das Künstlerehepaar, doch kam es nicht zu einer Ehescheidung. Paul Kalisch setzte seine Karriere mit Gastspielen in Europa weiter fort; 1904 sang er nochmals zusammen mit Lilli Lehmann an der Grand Opéra Paris die Titelrolle im "Tristan". Er verbrachte seinen Lebensabend in der von Lilli Lehmann erbauten und ihm überlassenen Villa in St. Loenz am Mondsee. |
|
|
|