| Lenya Lotte | mezzosoprano
[ 1898 - 1981 ]
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Eigentlicher Name Karoline Wilhelmine Blamauer. Sie wollte zuerst Tänzerin werden und studierte 1914-20 in Zürich Tanz und Rhythmik nach der Methode von Jacques-Dalcroze. Nachdem sie in Zürich dem Dichter Frank Wedekind begegnet war, begann sie mit einem stilistisch eigenwilligen Vortrag von Balladen und Liedern. 1920 kam sie, immer noch in der Absicht, eine Karriere als Tänzerin zu entwickeln, nach Berlin. Hier betätigte sie sich zwei Jahre lang als Schauspielerin, wobei sie durch den Schriftsteller und Dramaturgen Georg Kaiser inspiriert wurde. Sie lernte in Berlin den Komponisten Kurt Weill (1900-1950) kennen, der Lieder von Georg Kaiser vertonte, und heiratete ihn 1925. Zwischen dem Komponisten Kurt Weill und dem Dichter Berthold Brecht kam es nun zu einer Freundschaft und einer Zusammenabeit, an der auch die Künstlerin wesentlich beteiligt war. Das erste Ergebnis dieser Zusammenarbeit war "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny", das Lotte Lenya 1927 beim Musikfest von Baden-Baden in konzertanter Form kreierte (die szenische Uraufführung fand 1930 in Leipzig statt). Am 28.8.1928 gestaltete sie dann im Theater am Schiffbauerdamm in Berlin in der Uraufführung der "Dreigroschenoper" von K.Weill (nach Texten von B.Brecht) in unvergeßlicher Weise die Partie der Jenny. Diese Rolle übernahm sie auch 1931 bei der Verfilmung der "Dreigroschenoper". 1933 mußten die Künstlerin wie ihr Gatte (der Jude war) Deutschland verlassen. Zunächst flüchteten sie nach Paris, wo 1933 "Die sieben Todsünden", ein Ballett mit Gesang, durch Lotte Lenya kreiert wurde. Schließlich emigrierten sie 1935 nach Nordamerika. Hier trat Lotte Lenya weiter in Werken von Kurt Weill auf, von denen "Street Sene" (1949) und "Down in the Valley" (1947) in New York sowie "The Eternal Road" (Bloomington 1948) zu großen Erfolgen führten. Die Ehe mit Kurt Weill wurde in den USA zwar geschieden, doch kam es kurz darauf zu einer zweiten Heirat der beiden Künstler. Nach dem Tod ihres Gatten widmete sich Lotte Lenya vor allem der Inszenierung seiner Bühnenwerke. So setzte sie sich 1960 in Frankfurt a.M. für die deutsche Erstaufführung der "Sieben Todsünden" ein. Sie betätigte sich beim amerikanischen Tonfilm und in Musical-Aufführungen am New Yorker Broadway. 1963 trat sie in dem James Bond-Film "From Russia with Love" (als Rosa Klebb) auf. 1965 gastierte sie bei den Ruhr-Festspielen in der Titelpartie von Brechts Bühnenwerk "Mutter Courage". Sie veröffentlichte ihre Erinnerungen unter dem Titel "Das waren Zeiten" ("That Was a Time", Hamburg/New York, 1956, 1960).Wenn die Künstlerin auch mehr als Chanteuse, Schauspielerin und Sing-Darstellerin denn als Sängerin von Bedeutung ist, so ist ihre Biographie im Zusammenhang mit dem Werk von Kurt Weill und ihrem Einfluß auf das literarisch-musikalische Leben einer ganzen Epoche in einem Sängerlexikon nicht zu entbehren.Schallplatten: Erste Aufnahmen auf Electrola, dann auf Columbia, Homochord, Orchestrola, Ultraphon und auf CBS (Berliner und amerikanische Songs von Kurt Weill), vor allem aber auf Philips ("Dreigroschenoper", "Die sieben Todsünden"). |
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