| Erb Karl | tenore |
Er entstammte sehr armen Verhältnissen; als Knabe sang er in einem Kirchenchor. Er wurde Bürogehilfe, dann städtischer Angestellter in Ravensburg. Seine schöne Stimme wurde durch den Intendanten der Stuttgarter Hofoper Baron von Putlitz in einem Chor entdeckt. Ohne eigentliche Ausbildung debütierte er 1907 an der Stuttgarter Hofoper als Matthias im 'Evangelimann' von Kienzl. 1908-10 sang er am Stadttheater von Lübeck. 1910-12 wieder an der Hofoper von Stuttgart. 1912 wurde er an die Hofoper von München berufen, wo er sehr große Erfolge hatte. 1914 sang er den Parsifal in der Münchner Premiere dieses Werks. In München sang er auch am 12.6.1917 in der Uraufführung von Hans Pfitzners 'Palestrina' im Prinzregenten-Theater die Titelrolle, seitdem eine seiner Glanzpartien. Nach der Münchner Uraufführung gastierte er (mit dem Ensemble dieser Uraufführung) in dieser Partie 1917 in Zürich, Basel und Bern. Er wirkte in München auch in den Uraufführungen der Opern 'Der Ring des Polykrates' von Erich Wolfgang Korngold (28.3.1916), 'Die Vögel (4.12.1920) und 'Don Gil von den grünen Hosen' (15.11.1924) von Walter Braunfels mit. 1921-31 war er mit der berühmten Sopranistin Maria Ivogün (1891-1987) verheiratet. Bis 1925 blieb er Mitglied der Münchner Oper, gastierte aber dort noch bis 1930. 1925 sang er bei den Festspielen von Salzburg den Ernesto im 'Don Pasquale' (mit Maria Ivogün als Norina); 1923 gastierte er an der Wiener Staatsoper, 1924 unternahm er eine Holland-Tournee; 1930 wirkte er in Amsterdam in einer konzertanten Aufführung des 'Fidelio' (als Florestan) mit, 1929 an der Mailänder Scala in der Matthäuspassion von J.S. Bach, 1928 an der Deutschen Oper Berlin zu Gast (als Corregidor). 1927 Gastspiel an der Covent Garden Oper London als Belmonte in der 'Entführung aus dem Serail' von Mozart, wie er denn überhaupt als großer Mozart-Interpret galt. Er trat gastweise an den Opernhäusern von Hamburg, Hannover, Wiesbaden und Schwerin auf. Seine weiteren großen Partien waren der Parsifal, der Adolar in 'Euryanthe' von Weber, der Loge im 'Rheingold' (London 1927 und sehr oft bei den Münchner Festspielen), der Bacchus in 'Ariadne auf Naxos' von R.Strauss, der Fritz in 'Der ferne Klang' von Fr. Schreker, der Tannhäuser, der Siegmund in der 'Walküre', der Walther von Stolzing in den 'Meistersingern', der Siegfried in der 'Göttterdämmerung', der Titelheld im 'Armen Heinrich' von H.Pfitzner, der Lyonel in Flotows 'Martha', der Hüon im 'Oberon' von Weber, der Hoffmann in 'Hoffmanns Erzählungen', der Pinkerton in 'Madame Butterfly', der Alfred in der 'Fledermaus', der Barinkay im 'Zigeunrbaron', der Achilles in 'Iphigenie in Aulis' von Gluck, namentlich aber der Titelheld im 'Corregidor' von Hugo Wolf, den er in München, Berlin und Wien und bei weiteren Gastspielen sang. Nach einem schweren Unfall im Jahre 1930 verlegte er sich hauptsächlich auf den Konzertgesang. Er wurde jetzt der unvergleichliche Interpret der Evangelisten-Partie in den großen Passionen von J.S. Bach, er wurde vor allem bei Bach-Konzerten in der Leipziger Thomaskirche bewundert. 1918-43 sang er Jahr für Jahr in den Aufführungen der Matthäuspassion in Amsterdam unter der Leitung von Willem Mengelberg den Evangelisten. Dazu war er einer der bedeutendsten Liedersänger seiner Zeit. Die Schönheit seiner Stimme blieb ihm ungewöhnlich lange erhalten, so daß er noch nach Vollendung seines 70. Lebensjahres im Konzertsaal erschien. Noch 1936-37 wurden Liedaufnahmen des Sängers auf der Schallplatte (unter dem Etikett von Columbia) festgehalten. Er wirkte nach 1945 mehrfach in Radiosendungen mit, u.a. 1950 in 'Der Mond' von Carl Orff (Mitschnitt im Calig-Verlag veröffentlicht). Thomas Mann hat dem großen Sänger ein literarisches Denkmal gesetzt, wenn der Tenor Erbe in seinem Roman 'Doktor Faustus' das Oratorium 'Apokalypse' des Helden Thomas Leverkühn kreiert.\n Sein ausdrucksreicher Tenor besaß eine ungewöhnliche Klarheit der Diktion bei einer besonderen Klangschönheit und einem ganz eigenen Timbre; die Durchgeistigung seines Vortrages war immer wieder Gegenstand der Bewunderung.\n Lit.: M.Müller-Goegler: 'Karl Erb. Das Leben eines Sängers' (Offenburg, 1949).\n Seine Stimme ist in akustischen Aufnahmen auf Odeon, in elektrischen auf HMV (Matthäuspassion sowie eine Vielzahl von Liedplatten) überliefert; noch 1936-37 kamen Liedaufnahmen auf Columbia heraus. Auf Urania sang er in einer integralen Aufnahme von 'Der Corregidor' von Hugo Wolf (1944), auf HRE in Mozarts 'Entführung aus dem Serail' (Mitschnitt einer Aufführung von 1936).\n |
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