| Catalani Angelica | soprano |
Sie erhielt ihre Erziehung im Kloster Santa Lucia in Gubbio, wo bereits ihre Stimme auffiel und eine erste Ausbildung erhielt. Eigentlich ergriff sie den Beruf einer Sängerin, weil die Eltern verarmten und sie auf diese Weise zum Unterhalt der Familie beitragen sollte. Um ihre Ausbildung bemühten sich auch ihr Vater Antonio Catalani und der Pädagoge P.Morandi. Sie wurde hauptsächlich durch den berühmten Kastraten Girolamo Crescentini unterrichtet, in den sie sich verliebt haben soll. 1797 debütierte sie in Venedig in der Oper 'Lodoïska' von Simone Mayr. 1798 sang sie am Opernhaus von Livorno, 1799 am Teatro della Pergola Florenz. 1800 trat sie an der Mailänder Scala in der Uraufführung der Oper 'Clitemnestra' von G.Zingarelli, 1801 in der der Oper 'I Baccanali di Roma' von Giuseppe Nicolini auf. Noch im gleichen Jahr gab sie Gastspiele in Florenz, Triest, Rom, dann auch in Neapel; überall reagierte das Publikum mit größter Begeisterung. 1804 engagierte der Prinzregent von Portugal sie für Lissabon und zahlte ihr für ihr Auftreten die riesige Summe von 24 000 Cruzados. In Lissabon traf sie auch Girolamo Crescentini wieder, der dort und in Porto mit einer von ihm zusammengestellten Operntruppe gastierte; sie trat auf seinen Wunsch hin dort in drei verschiedenen Partienn zusammen mit ihm auf. In der portugiesischen Hauptstadt lernte sie den Attaché an der französischen Gesandtschaft Paul Valabrègue kennen, den sie dann heiratete. Mit ihm zusammen zog sie nach Paris. Als Kaiser Napoleon ihr 1806 ein Engagement an der Grand Opéra unter glänzenden Bedingungen anbot, schlug sie dieses aus und ging stattdessen nach London. Hier war sie sehr erfolgreich; man bezeichnete das Jahr 1807 dort sogar als 'Catalani-Jahr'. 1812 sang sie am His Majesty's Theatre London die Susanna in der dortigen Erstaufführung von Mozarts 'Figaros Hochzeit'. Man lud sie 1813 als Gast zu dem großen Aachener Kongress ein, wo sie mit den ersten Persönlichkeiten, darunter dem Kaiser von Österreich, dem König von Preußen und dem russischen Zaren zusammentraf, dazu den führenden Politikern dieser Epoche. Baron Rothschild bot sich ihr als Berater in Vermögensfragen an und half ihr später bei der Errichtung der Catalani-Stiftung in Florenz. Nach dem Sturz Napoleons ging sie nach Paris zurück und übernahm 1814 die Direktion des dortigen Théâtre-Italien, mußte diese natürlich während der Hundert Tage Napoleons wieder abgeben, trat sie aber sofort danach wieder an und übte sie bis 1817 aus. Sie hatte aber als Impresario keine besonderen Erfolge. Dann nahm sie wieder eine intensive Gastspiel- und Reisetätigkeit auf. Während ihrer Abwesenheit von Paris sang sie 1815-16 mit grandiosen Erfolgen zuerst in Hamburg, dann in den skandinavischen Musikzentren. 1817 feierte man sie in München, 1819 in Warschau. Sie begeisterte das Publikum in Riga, Lemberg (Lwów), Wilna und Brünn (Brno) auf einer Tournee im Jahre 1820; im folgenden Jahr 1821 bewunderte man in Rumänien und in den Metropolen auf dem Balkan ihre Rosina im 'Barbier von Sevilla', ihre Angelina in 'La Cenerentola' und viele andere Partien aus dem Koloraturfach. Gegen Ende des gleichen Jahres gab sie jedoch ihre Bühnenkarriere auf und begründete später in der Nähe von Florenz eine Gesangschule. 1827 gab sie ein letztes Konzert in Berlin, dem noch einige Konzertauftritte im Mai 1828 in Hannover folgten. Sie starb 1849 als Opfer einer Cholera-Epidemie in Paris. Sie war eine der ersten Primadonnen ihrer Generation, was sich auch in einer fürstlichen Honorierung ihrer Auftritte ausdrückte. So zahlte man ihr in London 200 Guineas allein für den Vortrag von 'God Save the King' und 'Rule Britannia'. Wie sehr sie sich ihrer überragenden Stellung bewußt war, geht aus einer Bemerkung ihres Gatten gegenüber dem Direktor des Londoner King's Theatre John Ebers hervor, daß für eine erfolgreiche Opernsaison nichts weiter erforderlich sei als 'ma femme, et quatre ou cinq poupées'. Ihre Stimme wird geschildert als ein Sopran von höchster Qualität des Stimmaterials, dessen technische Perfektion, namentlich in der Ausführung schneller Passagen und weiter Intervallsprünge immer wieder Bewunderung erregte und sie mit Recht unter den Primadonnen ihrer Generation einen besonderen Rang einnehmen ließ. Im Gegensatz zu ihrem geldgierigen, geizigen Ehemann war sie sehr wohltätig und soll insgesamt einen Betrag von rund 2 Millionen Francs für mildtätige Zwecke ausgegeben haben. Sie komponierte einige Arien, Lieder und Duette. Lit.: G.Radiciotti: 'Angelica Catalani' (1924); H.Satter: 'Angelica Catalani, Primadonna des Kaisers und der Könige' (Frankfurt a.M., 1950); L.S. Siever: 'Über Madame Catalani als Sängerin, Schauspielerin und mimische Darstellerin' (Leipzig, 1816). |
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