| Geistinger Marie | soprano
[ 1833 - 1903 ]
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Ihre Eltern, Nikolaus und Charlotte Geistinger, waren Schauspieler. Sie erhielt ihre Ausbildung in der Hauptsache durch Carl Maria Wolf in Wien. 1850 debütierte sie als Soubrette am Max-Schwaiger-Theater in München. 1852 kam sie an das Theater in der Josefstadt in Wien. Hier erregte sie durch ihre Parodien auf die Tänze der damals weltbekannten spanischen Tänzerin Pepita de Oliva Aufsehen und bereitete dem Wiener Publikum maßloses Vergnügen. 1854 erschien sie am Friedrich Wilhelmstädtischen Theater Berlin, 1856 am Thalia-Theater in Hamburg. 1859-63 war sie am Stadttheater von Riga tätig, wo sie sich vielseitig in der Oper, der Operette und dem Lustspiel betätigte. 1863 trat sie am Victoria-Theater in Berlin auf. 1865 kam es am Wiener Strampfertheater zu einem grandiosen Erfolg der Sängerin, als sie dort in der Titelpartie in Offenbachs 'Schöner Helena' erschien. Offenbach selbst hielt sie für die beste Interpretin dieser Rolle, ja für eine der größten Operettensängerinnen überhaupt. Jetzt feierte Marie Geistinger in der Kaiserstadt Wien ihre Triumphe in einer Zeit der größten Blüte der klassischen Wiener Operette. Sie galt als unübertreffliche Interpretin von Partien in den Operetten von Johann Strauß, Millöcker, Genée, Lecocq und anderer Komponisten. 1869 übernahm sie zusammen mit Max Steiner die Direktion des Theaters an der Wien, an dem sie jetzt diese Operetten in glanzvollen Premieren herausbrachte. Sie stand im Mittelpunkt der Uraufführungen der Johann Strauß-Operetten 'Indigo' (1871), 'Karneval in Rom' (1873) und 'Cagliostro in Wien' (1875). Am 5.4.1874 kreierte sie am Theater an der Wien in der Uraufführung der 'Fledermaus' die Partie der Rosalinde; damit erreichte ihre Karriere als Operettensängerin ihren Höhepunkt. Sie trat aber nicht nur in Operetten sondern auch in Wiener Volksstücken und Possen, vor allem in Werken von Raimund und Nestroy, auf. Schließlich wurde sie von dem Schriftsteller und Theaterdirektor Heinrich von Laube eingeladen, am Wiener Stadttheater dramatische Rollen in Sprechstücken zu gestalten. Hier trat sie dann 1876 als Königin in dem Drama 'Essex' von Laube auf; später erschien sie dort als Medea und als Sappho von Grillparzer wie als Beatrice in Shakespeares 'Viel Lärm um nichts'. Sie gab dann Gastspiele als Tragödin in Hamburg, Berlin, Dresden und München und trat 1877-80 als solche am Stadttheater von Leipzig auf. Sehr große Erfolge erzielte sie in den damals sehr beliebten Volksstücken von Anzengruber. 1880 begann sie eine dreieinhalbjährige USA-Tournee, bei der sie sowohl als Operettensängerin wie als Tragödin auftrat. Sie kam 1885 wieder nach Europa zurück und wandte sich nun wieder ganz der Operette zu. 1888 mußte sie wegen einer Augenkrankheit ihre Karriere vorübergehend unterbrechen. 1887 hatte sie bei einem längeren Gastspiel in New York wieder große Erfolge als Operetten-Diva. 1898 kam es nochmals zu einer Gastspieltournee durch Deutschland und Österreich. 1899 bereiste sie wieder die USA. 1900 nahm die 'Königin der Wiener Operette' dann endgültig von der Bühne Abschied. Mit ihr ging eine ganze Epoche dahin, in der die klassische Wiener Operette ihren Höhepunkt erreicht hatte, nicht zulezt durch ihre unnachahmliche musikalisch wie darstellerisch glänzende Kunnst der Interpretation. Damit setzte sie für die weitere Entwicklung des Operettengesanges Maßstäbe, die ihre Gültigkeit bis heute nicht verloren haben. 1877-81 war sie mit dem Schauspieler August Kormann (1850-1930) verheiratet.\n Lit.: I.Horovitz-Barnay: 'Marie Geistinger' (Wien, 1903); Emil Pirchan: 'Marie Geistinger. Die Königin der Wiener Operette' (1947); Rudolf Holzer: 'Marie Geistinger' (Wien, 1951). -- Ihr Leben und ihre Karriere wurde in dem Willy Forst-Film 'Operette' dargestellt.\n |
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