| Nilsson Birgit | soprano
, soprano drammatico |
Ihre Stimme fiel bereits in einem Kirchenchor auf. Sie besuchte zuerst eine Landwirtschaftsschule. Anfängliche Ausbildung der Stimme durch den Kantor Ragnar Blennow in Båstad; sie studierte 1941-46 an der Königlichen Musikakademie in Stockholm bei Joseph Hislop und bei Arne Sunnegaard und debütierte 1946 an der Königlichen Oper Stockholm. Die erste große Partie, die sie dort sang, war die Agathe im "Freischütz". 1947 hatte sie an der Stockholmer Oper einen spektakulären Erfolg als Lady Macbeth in Verdis "Macbeth". 1948 unternahm sie eine Tournee durch Deutschland und Italien. 1951 erregte sie bei den Festspielen von Glyndebourne als Elettra in Mozarts "Idomeneo" Aufsehen. Im gleichen Jahr sang sie beim Maggio musicale Florenz die Donna Anna im "Don Giovanni". Sie wurde durch den großen Dirigenten Fritz Busch wesentlich gefördert. Ihre Stimme wandelte sich allmählich vom lyrischen zum hochdramatischen Sopran; sie wurde schließlich eine der bedeutendsten Wagner-Sängerinnen aller Zeiten. 1953 hörte man sie an der Oper von Stockholm als Elisabeth im "Tannhäuser" und als Isolde im "Tristan". 1954-55 sang sie mit sensationellem Erfolg an der Münchner Staatsoper die Brünnhilde (erstmals in einer Gesamtaufführung des Ring-Zyklus) und die Salome von Richard Strauss; seit 1954 als große Primadonna an der Staatsoper von Wien gefeiert, u.a. als Elsa, Sieglinde, Elisabeth, Aida und Senta. 1957 trat sie an der Oper von Rom als Leonore im "Fidelio" auf, 1958 begeisterte sie das Publikum der Mailänder Scala als Turandot von Puccini und sang seither dort ihr Verdi- und Wagner-Repertoire nahezu Jahr für Jahr. 1964 gastierte sie mit dem Ensemble der Mailänder Scala in Moskau als Turandot. Nachdem sie 1957 an der Covent Garden Oper London als Isolde debütiert hatte, blieb sie auch diesem Haus durch Gastspiele verbunden; man hörte sie dort als Brünnhilde, als Isolde, als Turandot und als Elektra. 1954 sang sie bei den Festspielen von Bayreuth die Elsa im "Lohengrin". Seitdem hatte sie alljährlich in Bayreuth die vielleicht größten Erfolge ihrer Karriere; sie sang dort 1954 die Ortlinde in der "Walküre", 1957-58, 1962-64, 1966 und 1968-70 die Isolde, 1957 die 3. Norn in der "Götterdämmerung" und in den Jahren 1960-62 und 1965-67 die Brünnhilde im Nibelungenring, 1963 auch das Sopransolo in der 9. Sinfonie von Beethoven. Sie gastierte mit dem Ensemble der Bayreuther Festspiele 1967 bei der Weltausstellung von Osaka als Isolde. 1968 trat sie an der Grand Opéra Paris als Turandot auf, 1971 und 1979 am Teatro Colón Buenos Aires als Isolde bzw. als Färbersfrau in der "Frau ohne Schatten" von R.Strauss. Im September 1971 sang sie zur Einweihung der Scandinavian Arena in Göteborg die Titelrolle in Verdis "Aida", wobei an drei Abenden 30 000 Besucher die Oper hörten. Schließlich war die gefeierte Sängerin, die in Zürich, später in Locarno ihren Wohnsitz nahm, auch in Amerika erfolgreich. 1956 gastierte sie an den Opernhäusern von Los Angeles und San Francisco (Brünnhilde in der "Walküre"), auch an der Oper von Chicago. 1959 wurde sie an die Metropolitan Oper New York berufen (Antrittsrolle: Isolde im "Tristan"), an der sie 1959-75 und nochmals 1979-82 ihre Triumphe feierte. Sie trat an der Metropolitan Oper in mehr als 200 Vorstellungen und in 16 verschiedenen Partien auf u.a. als Brünnhilde im Nibelungenring, als Elisabeth wie als Venus im "Tannhäuser", als Aida, als Tosca, als Lady Macbeth in Verdis "Macbeth", als Sieglinde in der "Walküre", als Salome und als Elektra von Richard Strauss, und, mit besondrem Erfolg, als Isolde und als Turandot. 1969 sang sie bei den Festspielen von Verona die Titelheldin in Puccinis "Turandot". Zu ihren Erfolgen auf der Bühne trat eine weltweite Konzertkarriere, wobei sie im Konzertssaal ein umfangreiches Repertoire zum Vortrag brachte. 1978 unternahm sie eine große Europa- und Asien-Tournee als Liedersängerin, 1973 gab sie Konzerte in Australien. 1982 nahm die berühmte Sängerin von der Bühne Abschied, trat aber 1983 bei dem Gala-Konzert zur Hundertjahrfeier der Metropolitan Oper nochmals auf und erschien danach gelegentlich noch bei einigen Konzerten. 1954 wurde sie schwedische Hofsängerin, 1960 Mitglied der schwedischen Musikakademie, im gleichen Jahr mit dem Orden "Litteris et artibus" dekoriert. 1981 wurde ihr als erstem Künstler und als erster Frau die vor mehr als 200 Jahren gestiftete Goldmedaille "Illis quorum meruere labores" durch die schwedische Regierung verliehen. Verheiratet mit dem Veterinärmediziner Bertil Niklasson. Sie publizierte eine Selbstbiographie unter dem Titel "Mina minnesbilder" (Stockholm, 1977).Die dramatische Kraft und Leidenschaftlichkeit ihres Vortrages, die Größe und Tonfülle ihrer Stimme, die Schönheit und Reinheit ihrer Intonation und ihr glanzvolles Bühnenspiel machten sie zu einer der bedeutendsten Sängerpersönlichkeiten ihrer Epoche. Ihre größten Leistungen entwickelte sie als Verdi- und Wagnerinterpretin.Schallplatten: HMV ("Aida", "Freischütz"), Decca (u.a. "Salome", "Tristan", "Un ballo in maschera", "Don Giovanni", "Tosca", "Siegfried"), DGG ("Oberon", "Don Giovanni", "Tannhäuser"), Philips (Brünnhilde im Ring-Zyklus), Columbia ("La Fanciulla del West" von Puccini), RCA (u.a. "Turandot", "Fidelio", "Tosca" "Elektra", "Macbeth" von Verdi, Brünnhilde im "Ring des Nibelungen"), Cetra ("Fidelio", "Turandot", "Walküre", "Tristan"), HRE ("Fidelio", "Elektra"). Liedaufnahmen vor allem auf den schwedischen Marken Bell, BIS und Gramofon ab Electra. |
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