| Bernacchi Antonio Maria | contralto |
Er erhielt eine sehr gründliche musikalische Ausbildung und studierte in Bologna Gesang bei Pistocchi, Musiktheorie und Komposition bei G.A. Ricieri und Giuseppe Antonio Bernabei. Zuerst war er als Kirchensänger in Italien tätig. 1701 taucht er in Düsseldorf am Kurfürstlichen Hof auf. 1709-10 sang er an Opernbühnen in Venedig, auch in seiner Geburtsstadt Bologna. 1716-17 war er in London und sang hier u.a. den Goffredo in Aufführungen von Händels 'Rinaldo', eine Partie, die man zuvor immer durch weibliche Altistinnen oder Sopranistinnen besetzt hatte. 1720-29 hatte er größte Erfolge in Mailand, Bologna, Turin, Venedig, Pesaro, München und Wien. 1729 wurde er durch Händel wieder nach London engagiert, wo er den berühmten Kastraten Senesino ersetzte. Hier sang er jetzt in den Uraufführungen der Händel-Opern 'Lotario' (die Titelrolle, 13.12.1729 am Londoner King's Theatre, ohne besonderen Erfolg) und in 'Partenope' (7.3.1730 am gleichen Theater die Partie des Arsace), dazu in einer Wiederholung von 'Tolomeo, Re di Egitto' (1730). 1730 ging er wieder nach Italien zurück und sang dort noch bis 1735, obwohl man an seiner Stimme jetzt deutliche Abnutzungserscheinungen bemerkte. So war er 1732-35 alljährlich in Venedig, aber auch in Mailand, Bologna und Modena zu hören. Hier nahm er 1735 endgültig von der Bühne Abschied. 1737 eröffnete er in Bologna eine Gesangschule, die bald einen großen Ruf genoß; zu seinen vielen Schülern gehörten u.a. Tommaso Guarducci und Anton Raaff. Seit 1722 war er Mitglied der Accademia Filarmonica von Bologna und 1748-49 deren Präsident. Man bewunderte seine große Belcanto-Kunst, doch glaubte man bereits während seiner Londoner Auftritte feststellen zu können, daß die kunstvolle Art seines Vortrags mehr durch kenntnisreiche Fachleute als durch das große Publikum gewürdigt wurde. Er war auch als Komponist tätig; einige Arien und Duette sind handschriftlich in Paris, kirchenmusikalische Werke in Bologna erhalten. |
|
|
|