| Jörn Karl | tenore |
Er entstammte einer armen deutsch-baltischen Familie. Er wurde durch den General Baron von Dellinghausen adoptiert, nachdem dessen Sohn gestorben war. Seine Ausbildung erfolgte durch die Pädagogen Schütte-Harmsen, Jacobs und Frau Luise Ress in Berlin. Debüt 1896 Freiburg i. Br. als Lyonel in Flotows "Martha". Weitere Engagements: 1898-99 Stadttheater Zürich, 1899-1902 Stadttheater (Opernhaus) Hamburg. 1902-08 war er ein gefeiertes Mitglied der Berliner Hofoper. Er wirkte dort am 13.12.1904 in der (erfolglosen) Uraufführung von Leoncavallos "Der Roland von Berlin" mit. Er war der Lieblingssänger Kaiser Wilhelms II., der ihm mehrfach Souvenirs schenkte. Er gastierte 1905-08 regelmäßig an der Londoner Covent Garden Oper, u.a. 1906 in "Der Barbier von Bagdad" von P.Cornelius; er trat auch als Gast in Brüssel und Amsterdam auf. Im Jahre 1908 folgte er einem Ruf an die Metropolitan Oper New York, der er bis 1914 angehörte. Hier debütierte er im Januar 1909 als Walther von Stolzing in den "Meistersingern" und sang im gleichen Jahr 1909 den Hans in der Premiere der "Verkauften Braut" von Smetana. Insgesamt sang er an der Metropolitan Oper in sechs Spielzeiten 18 Partien in 103 Vorstellungen, darunter den Tannhäuser, den des Grieux in "Manon" von Massenet, den Faust von Gounod und den Tamino in der "Zauberflöte". Eine weitere große Rolle des Künstlers war der José in "Carmen". 1914 gestaltete er am Deutschen Opernhaus Berlin in der dortigen Premiere des "Parsifal" die Titelrolle. Obwohl man ihn in Berlin behalten wollte und sich sogar Kaiser Wilhelm II. in diese Bemühungen einschaltete, ging er in die USA zurück. 1916 nahm er die amerikanische Staatsbürgerschaft an; er gab seine Sängerlaufbahn auf und verlor durch Spekulationen im Zusammenhang mit dubiosen Erfindungen in den zwanziger Jahren sein gesamtes Vermögen. Er lebte ganz vergessen als Gesanglehrer in Denver (Colorado). Als Johanna Gadski 1929-31 mit der German Opera Company eine Nordamerika-Tournee unternahm, lud sie den Künstler ein, daran teilzunehmen. Darauf hatte er nochmals große Erfolge, vor allem als Tristan (eine Partie, die er nie zuvor gesungen hatte), als Siegmund und als Siegfried. 1932 eröffnete er in New York ein Gesangstudio, ließ sich aber später wieder in Denver nieder. Karl Jörn war verheiratet mit der Sopranistin Else Jörn-Becker (*1884 Berlin).Ausdrucksvolle, vor allem in den hohen Lagen glänzend geführte Tenorstimme, zu Beginn der Karriere vorwiegend im lyrischen, später im heldischen und vornehmlich im Wagner-Repertoire gefeiert.Zahlreiche Schallplatten auf G&T (Berlin, 1903-07), auf HMV und auf Columbia (1916). Auf HMV in den vollständigen Opern "Faust" und "Carmen" (Berlin, 1908). Ferner Edison-Zylinder und -Platten (1910-17, in den USA aufgenommen). |
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